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Monobloc: Mehr als ein Stuhl!

Siegeszug eines billigen Stuhls: „Monobloc“ - jetzt im Kino. Copyright: Salzgeber
Siegeszug eines billigen Stuhls: „Monobloc“ - jetzt im Kino. Copyright: Salzgeber

Jeder kennt ihn. Jeder hat mal drauf gesessen. Doch der weltberühmte Monobloc ist mehr als ein Stuhl. „Monobloc“-Plastikstühle bestehen fast ausschlie…

Jeder kennt ihn. Jeder hat mal drauf gesessen. Doch der weltberühmte Monobloc ist mehr als ein Stuhl. „Monobloc“-Plastikstühle bestehen fast ausschließlich aus Polypropylen, einem weit verbreiteten Kunststoff, aus dem auch Joghurtbecher, Flaschendeckel oder Fahrradhelme gemacht werden. Polypropylen wird aus Erdöl hergestellt, lässt sich aber vergleichsweise gut recyceln. Erst mit der Erfindung des Polypropylen 1954 war es möglich, Stühle zu produzieren, die stabil und trotzdem extrem günstig sind. Darauf beruht der weltweite Siegeszug des Monobloc. Einer der berühmtesten Vorgänger des Monobloc ist der Panton Chair. Ab 1958 veröffentlichte der Däne Verner Panton mehrere Entwürfe des Designklassikers, gemeinsam mit der Firma Vitra, mit der er eng zusammenarbeitete. 1964 präsentierte der deutsche Architekt und Designer Helmut Bätzner den Bofinger-Stuhl. Im Gegensatz zum Panton Chair ließ er sich stapeln und wurde aus Polyester gepresst. Das dauerte fünf Minuten – pro Stuhl. 1961 stellte Vico Magistretti den Stuhl Selene vor. Von dem Italiener ist überliefert, dass er die Billigstühle aus dem Baumarkt als „vulgär“ ablehnte. Hier sehen Sie den Trailer des Dokumentarfilms.

Monobloc: Mehr als ein Stuhl – eine Weltanschauung

Über seinen Ansatz einen Film über einen Stuhl zu machen, sagt Regisseur Hauke Wendler: „2013 sah ich ein Foto in der Zeitung: Da standen Dutzende dieser einfachen, weißen Plastikstühle in einer Wüste aufgereiht, inmitten der untergehenden Sonne. Ich dachte mir: Was für ein großartiges Bild – und was für eine unglaubliche Ansammlung von Plastikschrott! Am Anfang war der Monobloc-Plastikstuhl für mich ein lächerliches Objekt: unambitioniert, nicht besonders schön, ökologisch bedenklich. Über die Jahre und die vielen Begegnungen mit Menschen, deren Leben eng mit diesem billigen Stuhl verknüpft ist, sind bei mir ganz andere Fragen entstanden. Das war die eigentliche Überraschung: Je weiter wir uns von zu Hause entfernten, um dem Monobloc hinterher zu spüren, umso mehr habe ich über unsere Welt und ihre Ordnung gelernt – und auch über unser Leben in Deutschland. In der Corona-Krise fällt mir wieder auf, wie sehr wir im Westen um uns selbst und unsere Ängste kreisen. „Monobloc“ ist ein wilder Ritt, einmal um den halben Globus, der sagt: Schaut her, das ist die Welt da draußen und sie tickt anders als Ihr denkt. Ganz anders.“