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Idioten der Familie: Familientreffen der anderen Art

Was tun mit der behinderten Schwester? Ins Heim – aber vorher treffen sich alle Geschwister noch einmal in der deutschen Tragikomödie „Idioten der Familie“.

„Behindert ist man nicht, behindert wird man.“ Das ist ein wichtiger Satz der Behinderten-Selbsthilfe, und trotz des Slogancharakters: Ganz falsch ist er nicht. Für das Drama von Altmeister Michael Klier ist der Satz zentral. Die Geschwister Heli (Jördis Triebel), Bruno, Tommie und Frederik sind alle auf ihre Weise gescheitert, als Musiker, als Wissenschaftler, als Ehemann. Heli hat von vornherein ihr Leben als Künstlerin an den Nagel gehängt, um die jüngste, geistig behinderte Schwester Ginnie (Lilith Stangenberg) zu pflegen. Aber mit 40 will Heli frei sein, Ginnie soll ins Heim … 

Klier erzählt seine Geschichte nüchtern, ohne Entwicklungen dramatisch aufzublasen: Die Geschwister sitzen zusammen am Küchentisch, sie diskutieren, sie streiten. Ist Ginnie tatsächlich behindert, oder ist die Behinderung nur eine Zuschreibung? Überforderung wird angedeutet, Misshandlung, vielleicht sogar Missbrauch. Und dann holen Pfleger Ginnie ab, ist wahrscheinlich besser so. 

Ein unspektakulärer, trauriger Film, der ein wenig daran krankt, dass die behinderte Ginnie von der nichtbehinderten Extremschauspielerin Lilith Stangenberg dargestellt wird. Das macht Stangenberg gut, aber ein unangenehmes Gefühl bleibt: „Sprecht nicht über uns, sprecht mit uns“, lautet eine weitere Forderung von Behindertenverbänden. Klier spricht ausschließlich über Behinderung. fis

„Idioten der Familie“ kommt am 12. September ins Kino.

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