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Die 1990er: Das beste Kino-Jahrzehnt ever?

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Bild: Pixabay/dbreen

Das (etwas verlängerte) Jahrzehnt zwischen 1990 und 2001 war aus weltgeschichtlicher Sicht etwas Besonderes. Kein Wunder, dass die Filme dieses Zeitraumes nicht minder besonders sind.

Zugegeben, kalendarische Jahrzehnte sind niemals vollkommen deckungsgleich mit den kulturellen Trends, die innerhalb dieser Dekaden auftreten. Nehmen wir die 1970er. Von sehr vielen werden diese in musikalische Hinsicht komplett mit Disco-Musik assoziiert – dabei dominierte dieser Sound nur zwischen 1976 und 1979 das Musikgeschehen.

Ganz ähnlich sieht es beim Thema filmische Trends aus. Sie verlaufen ebenfalls nur selten entlang der strengen zeitlichen Vorgaben von kalendarischen Jahrzehnten. Außerdem dürfte wohl jeder Leser unserer Seiten sein eigenes filmisches Lieblingsjahrzehnt haben, weil er die darin vorherrschenden Themen, Herangehensweisen und Genres besonders mag oder die meisten seiner Lieblingsfilme aus dieser Dekade stammen.

Die 1990er stellen hierbei jedoch unter sehr vielen geneigten Cineasten sozusagen den kleinsten gemeinsamen Nenner dar. Das Filmjahrzehnt, auf das die meisten sich einigen können und dessen Filme und Stilistik nur äußerst wenigen Menschen so gar nicht schmecken. Doch genügt das, um daraus ein Kino-Jahrzehnt der Superlative zu machen? Wir sind der Frage aus verschiedenen filmischen und soziokulturellen Blickwinkeln nachgegangen.

Die 90s – zwischen Ende des Kalten Krieges und 9/11

Um die filmischen 90s zu verstehen, ist es unabdingbar, auf die historischen und gesamtgesellschaftlichen Hintergründe einzugehen. Hierzu ist es wiederum nötig, das 20. und 21. Jahrhundert etwas breiter zu betrachten. Folgendermaßen sehen es viele Historiker:

  • Der Zeitraum von 1914 bis in die Jahre 1989/1990/1991 wird teilweise als Kurzes 20. Jahrhundert bezeichnet. Denn zuvor, bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs, herrschten global viele Tendenzen, die weitgehend deckungsgleich zum 19. Jahrhundert waren (weshalb man es auch das Lange 19. Jahrhundert nennt).
  • Ab dem Ende der 1980er fanden jedoch tiefgreifende gesellschaftliche und politische Umbrüche statt. Maßgeblich bestimmt wurden diese durch das Ende des Kalten Krieges, den Zerfall des Ostblocks und das damit einhergehende Ende von Sozialismus bzw. Kommunismus als in vielen Staaten vorherrschende konkurrierende Ideologie zu den westlichen Systemen. Die gut 40 Jahre dominierende Weltordnung seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde aufgelöst und neu geordnet.

Hier kommen nun die 1990er als verlängertes Jahrzehnt ins Spiel. Sie wurden auf soziokultureller Ebene maßgeblich von diesem binnen weniger Jahre erfolgenden, tiefgreifenden Umbruch mit all seinen Folgen geprägt. Obwohl sie kalendarisch eindeutig zum 20. Jahrhundert gehören, attestieren viele Experten ihnen eine Sonderstellung, die weder so recht in das „typische“ 20. Jahrhundert passt noch das 21. Jahrhundert bis heute:

  • Mit dem Kalten Krieg endete das Zeitalter einer ständig drohenden Ost-West-Konfrontation. Damit rückte insbesondere der Albdruck eines globalen, apokalyptischen Atomkriegs in weite Ferne. Filme wie Threads (1984) oder Der Tag danach (1983), obwohl 1990 noch keine zehn Jahre alt, wirkten plötzlich völlig überkommen und wie aus einer anderen Epoche – buchstäblich.
  • Insbesondere im weiteren Verlauf der 90er wurde das Thema Digitaltechnik für viele Menschen von einer Randnotiz zu einem immer stärker bestimmenden Faktor in ihrem Leben. 1993 wurde etwa das World Wide Web freigegeben, 1995 kam mit Windows 95 eines der meist-gehypten Betriebssysteme bis heute in die Geschäfte. Nicht zuletzt wurden hiervon die filmischen Möglichkeiten in Sachen CGI extrem beeinflusst.
  • Es nahte der Jahrtausendwechsel. Eigentlich zwar nichts wirklich Besonderes, aber im späteren Verlauf der 90s für viele Menschen gefühlt eine Art magische Schwelle in die Zukunft.

Natürlich, die 1990er hatten definitiv ihre Schattenseiten. Vor allem für damalige Bewohner des zerfallenen Ostblocks. Und nicht zuletzt die fast das gesamte Jahrzehnt andauernden Balkankriege.

Aber: Für die meisten Menschen war diese Dekade etwas ganz Besonderes. Ein Jahrzehnt, zu dessen Beginn viele Sorgen der zurückliegenden Phasen beendet waren, was einen regelrecht aufatmen ließ. Technologie war eine Verheißung für eine Zukunft, die noch kurz zuvor Science-Fiction war. Es gab in westlichen Staaten keine größeren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zerwürfnisse.

Insgesamt waren die 1990er deshalb für sehr viele Menschen von einer äußerst positiven Aufbruchstimmung ohne größere Sorgen geprägt. Dieses Lebensgefühl hielt sogar noch bis über den Jahrtausendwechsel an und wurde erst durch die Anschläge vom 11. September 2001 und die darauffolgenden Kriege in Afghanistan und Irak sowie eine neue Bedrohung durch Terrorismus abrupt beendet. Einige Historiker sprechen daher von den Langen 1990ern – 1990 bis 2001.

All diese Tatsachen schlugen sich in jeglicher Hinsicht in der (westlichen) Filmindustrie nieder – und machten daraus jenes besondere Filmjahrzehnt, das es so wohl kein zweites Mal geben wird.

Was die 90s aus filmischer Sicht so besonders machte

Die filmischen 90s begannen mit einem regelrechten Paukenschlag:

  • GoodFellas
  • Der mit dem Wolf tanzt
  • Kevin – Allein zu Haus
  • Der Pate 3
  • Pretty Woman
  • Total Recall
  • Jagd auf Roter Oktober

Das waren nur einige derjenigen Kassenknüller, die allein 1990 released wurden und bereits einen Vorgeschmack auf das gaben, was die nächsten gut zehn Jahre zu erwarten war.

Fassen wir dazu einmal die wichtigsten positiven Fakten über die filmischen 1990er zusammen:

  • Die 90s waren das Jahrzehnt, in dem Hollywood damit begann, regelrechte filmische Schallmauern einzureißen; besonders, was das Thema Geld anbelangte. Inoffiziell war schon der gefeierte Terminator 2 (1991) der erste Streifen, dessen Budget die 100-Millionen-Dollar-Schwelle überschritt. Offiziell war es der drei Jahre später veröffentlichte True Lies – ebenfalls Schwarzenegger-Action.
    Auch auf der Einnahmenseite sah es ähnlich aus. 1993 wurde
    Jurassic Park veröffentlicht und schaffte es allein am Eröffnungswochenende, 50 Millionen Dollar einzuspielen. 1997 folgte mit Titanic der erste Streifen, der innerhalb eines Jahres die Milliarden-Schwelle überschritt; am 1. März 1998, nach nur 74 Tagen. Und Star Wars Episode 1 nahm sogar schon am ersten Wochenende über 100 Millionen Dollar ein – allein in den USA.
  • CGI wurde in diesem Jahrzehnt nicht nur salonfähig, sondern wirklich atemberaubend. Das Flüssigmetall des T-1000 in Terminator 2 wirkt selbst heute noch gut. Spielbergs Jurassic-Park-Dinosaurier sind ebenfalls kaum gealtert. James Cameron baute am Computer weite Teile der Titanic nach und selbst nach rund 25 Jahren wirken die fliegenden Autos im New York der Zukunft bei Das fünfte Element nicht altbacken – von den ersten Voll-CGI-Filmen wie Toy Story ganz zu schweigen. Hier lässt sich wirklich eine massive Abkehr von sämtlichen Effekten vorheriger Jahrzehnte erkennen. Gleichsam jedoch waren in den 90ern CGI-Orgien, in denen fast gar nichts mehr klassisch produziert wurde, noch unbekannt. Computeranimation wurde vornehmlich genutzt, um bestimmten Szenen entweder einen extremen Realismus oder einen besonderen Wow-Effekt zu verleihen.
  • Der soziokulturelle Background des Jahrzehnts gestattete Filmen einen Mainstream-Erfolg, die zuvor höchstwahrscheinlich nur Arthouse- oder Genre-Fans hätten begeistern können. Etwa Magnolia, Kids, Being John Malkovich, Pulp Fiction, Lola rennt oder Starship Troopers – letzterer wurde von seinem Regisseur Paul Verhoeven zum „most expensive art movie ever made“ erhoben – bei einem Budget von 105 Millionen Dollar keine zu gewagte These.
    Aus ähnlichen Gründen konnten in den 90s die Independent-Filme regelrecht aufblühen. Denken wir allein an alles, was Quentin Tarantino in diesem Jahrzehnt fabrizierte – oder sein Kumpel Robert Rodriguez, insbesondere mit
    El Mariachi und ganz speziell Desperado.
  • Die 90er thematisierten das Thema Liebe, ohne jedoch dabei so derb ins Kitschige abzudriften, wie es in vorherigen und nachfolgenden Jahrzehnten vielfach der Fall gewesen war und bis heute ist. Es etablierten sich zwischen Pretty Woman (1990) und Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück (2001) dutzende leichte Romantic Comedies, die buchstäblich noch „ans Herz gingen“, ohne mit Tonnen von Drama aufzuwarten.
  • Kaum ein Jahrzehnt feierte das Gangstertum so sehr (und episch) wie die 1990er. Es begann mit den schon erwähnten GoodFellas. Es umfasste solche Reißer wie Heat, Léon: der Profi, Donnie Brasco oder Crime is King – 3000 Meilen bis Graceland. Nicht zuletzt muss hierbei ebenso das Sub-Genre der Hood-Crime-Filme genannt werden: Menace II Society, Boyz n the Hood, Juice, Blood In Blood Out oder South Central thematisierten erstmalig das Leben von schwarzen und lateinamerikanischen US-Gesellschaften aus einem gesellschaftskritischen und gleichsam kulturfokussierten Blickwinkel.
  • Nachdem die erste Hälfte der 90s das Genre fast brachliegen gelassen hatte, wurde danach der Horrorfilm nicht nur revitalisiert, sondern ebenfalls erstmalig auf eine Mainstream-Ebene gehievt. 1996 veröffentlichte Wes Craven mit Scream den ersten wirklich massentauglichen Slasher-Streifen. Es folgte rasch ein zweiter Teil. Dann Filme wie Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast oder Halloween H20. Erstmalig wurde es wirklich profitabel, Zuschauer buchstäblich aus dem Kinosessel zu schocken. Noch bis heute profitiert das gesamte Genre von diesen Anfängen.
  • Der Teenager Movie wurde filmisch erwachsen. Es kamen Streifen in die Kinos, deren Niveau zuvor seit The Breakfast Club und Ferris macht blau nicht mehr erreicht wurde. Zudem orientierten sich viele der 90s-Teen-Filme erstmalig mehr oder weniger stark an komplexen literarischen Vorlagen, statt an vielfach nur sehr seichten Drehbüchern.
    Etwa
    Clueless, ausgerichtet am Meisterwerk Emma von Jane Austen – oder Zehn Dinge, die ich an dir hasse, der sich sogar an Shakespeares Der Widerspenstigen Zähmung orientierte. Von der äußerst mutigen Neuinterpretation Romeo + Juliet, die sich in den Dialogen auf das altenglische Original stützte, völlig zu schweigen.
  • Insbesondere in der zweiten Hälfte der 90s konnte man eine gewisse (Zukunfts-) Paranoia im Kino beobachten, ohne dass diese jedoch in der breiten Masse zu wirklich angsterfüllten Dystopien ausuferte. Musste etwa der schon erwähnte Atomkriegs-Fernsehfilm Der Tag danach 1984 noch Hunderttausende traumatisierte Zuschauer mit Hotlines auffangen, beließen teils epische Filme wie Independence Day, Terminator 2, Deep Impact, Armageddon, Godzilla, Dante’s Peak, Volcano und natürlich der Klassiker schlechthin, Matrix 1, es dabei, den Kinogästen ein leicht ungutes Gefühl und wohlige Schauer über den Rücken zu treiben – und immer gab es ein Happy End.

Nicht zuletzt muss man dies alles vor dem Hintergrund des Aufblühens von Consumer Electronics betrachten: 1996 wurden die ersten DVD-Player und -Filme veröffentlicht. Insbesondere in Verbindung mit dem Durchbruch von Film-fokussierten Soundsystemen konnte dadurch die Sparte Heimkino einen extremen Schub erfahren.

Zuvor war das Thema Home Movie vergleichsweise wenig umsatzträchtig gewesen. Als jedoch in immer mehr Heimen große Fernseher, DVD-Player und Soundsysteme Einzug hielten, entstand daraus ein riesiges Vermarktungspotenzial nach dem Auslaufen eines Films an den Kinokassen. Und das frühe Internet mit seinen (illegalen) Download-Möglichkeiten machte der Industrie zudem enormen Druck, Filme möglichst zeitnah nach dem Kino-Aus auf den Markt zu bringen – wo es zuvor ein Jahr und länger dauern konnte.

Geht heute gar nicht mehr:
Was die 90er uns auch beschert haben

Keine filmische Dekade ist perfekt. Vielleicht wird sogar mancher Leser schon bei einigen Punkten im zurückliegenden Kapitel das Gesicht etwas verzogen haben. Doch selbst, wenn umgekehrt so mancher sich vielleicht positiv an die folgenden Dinge erinnern wird, so sind sie für die breite Masse eher etwas, bei dem man froh ist, es hinter sich gelassen zu haben – ähnlich wie aus heutiger Sicht fast schon Clown-haft wirkende 90s Schlaghosen.

  • Völlig überspitzte Lächerlichkeit. Zur damaligen Zeit mögen Filme wie Die Nackte Kanone (und ihre Nachfolger) oder Hot Shots Menschen die Lachtränen in die Augen getrieben haben. Aus heutiger Sicht waren solche und ähnliche Streifen jedoch in vielfacher Hinsicht einfach zu derb ins Blödelnde überzogen. Ähnlich sieht es bei den in den späten 90ern so erfolgreichen Teenie-Komödien aus – allen voran American Pie. Zumal diese Streifen nicht nur pubertären Fäkalhumor über die Spitze hinaustrieben, sondern obendrein vor einer anderen negativen 90s-Thematik nur so trieften:
  • Klischees und noch mehr Klischees. Aus heutiger Sicht stecken viele Filme dieser Dekade vor Klischees und Stereotype, die einfach nicht mehr gehen. Tatsächlich sind deshalb sogar einige damals bahnbrechende Klassiker heute zumindest ein bisschen schwierig zu ertragen Ein Beispiel von sehr vielen: Das nerdige Mädchen mit Brille. Erst, wenn es ein umfassendes Make-Over von den cooleren Kids bekommt, wird die junge Frau in den Augen dieser Gruppe (und derjenigen der Zuschauer) zu einer Schönheit.
    Ebenso das Thema Crossdressing: Von
    Mrs. Doubtfire bis The Birdcage – Ein Paradies für schrille Vögel wurden Männer, die sich Frauenkleider anziehen, ausschließlich augenzwinkernd und humorig betrachtet – sofern sie filmisch nicht sogar gänzlich ins Lächerliche gezogen wurden. Oder denken wir an Eiskalte Engel. Ein Film, der sich komplett auf Manipulation und sexuelle Ausbeutung stützt – egal wie er ausgehen mag.
    Tatsächlich könnte man einen kompletten eigenen Artikel nur über heute haarsträubende Klischees und Stereotype im 90s Film schreiben.
  • Geradezu katastrophale historische Ungenauigkeiten und Fehler. In den 90ern wurden eine ganze Reihe, vielfach sehr erfolgreicher Filme veröffentlicht, deren Setting teils Jahrhunderte zuvor angesiedelt ist. Etwa Braveheart, Rob Roy, 1492 – Eroberung des Paradieses, Der mit dem Wolf tanzt oder Robin Hood. Bei vielen davon konnten zumindest Historiker schon damals nur entsetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.
    Das ist aus heutiger Sicht besonders dramatisch, weil diese Filme durch die hochkarätigen Produktionen bei vielen Zuschauern (bis in die Gegenwart) den Eindruck erwecken könnten, auf besondere historische Akkuratesse geachtet zu haben. Braveheart etwa gilt
    aufgrund seiner zahlreichen Fehltritte bis heute als einer der fehlerbehaftetsten Streifen mit historischem Hintergrund.
  • Völlig ausgepresste Erfolgs-Genres. Wie schon gezeigt konnten die 90s einigen Genres einen riesigen Schub verleihen. Genau das macht sie jedoch problematisch, denn viele Produktionsfirmen beuteten hernach das Thema hemmungslos aus. Denken wir an die Horrorfilme. Es hat schon seinen Grund, warum sich beispielsweise die Scary-Movie-Reihe etablieren konnte, die sämtliche 90s-Horrorfilme aufs Korn nahm. Das Genre der Romantic Comedies ist ebenfalls nicht grundlos schon seit Jahren fast völlig aus den Kinos verschwunden, sondern weil es einfach völlig übertrieben wurde.
  • Massive familiäre Defizite als positiv dargestellter Aufhänger: Kevin – allein zu Haus und sein Nachfolger mögen zwar bis heute fest ins Weihnachtsfilm-Repertoire vieler Leser dieser Zeilen gehören. Aber schaut man sich diese und ähnliche Filme einmal mit anderen Augen an, dann muss hier ein Grundschulkind (egal, wie clever es dargestellt wird) sich in katastrophalen Situationen behaupten, weil die Eltern und die restliche Familie wirklich sämtliche Verantwortung vermissen lassen.
  • Geradezu krampfhaft wirkende Versuche, den Erfolg von Videospielen auf die Leinwand zu bringen: Super Mario Brothers, Street Fighter, Mortal Kombat oder Wing Commander mögen auf PCs und Konsolen absolute Kracher gewesen sein. Bei den Film-Adaptionen merkte man jedoch schon damals, wie sehr es vielfach nur darum ging, Geld zu machen – mit entsprechend heftigen Niederlagen an den Kinokassen und in den Kritiken.

Die 1990er waren zudem das Jahrzehnt, in dem sich der Zweite Weltkrieg zum 50. Mal jährte. Zwar gab es dementsprechend zwischen Stalingrad und Der Soldat James Ryan viele Filme, an denen es aus kritischer Sicht nichts auszusetzen gibt. Allerdings wurden auch diese Filme ein wenig zu umfangreich produziert und stecken obendrein teilweise voller allzu hurrapatriotischem Pathos.

Anschauen! Must Sees zwischen 1990 und 2001

So mancher Leser wird sich vermutlich schon auf den zurückliegenden Zeilen einige geistige Notizen von Streifen gemacht haben, die er sich unbedingt demnächst nochmal oder gar erstmalig anschauen muss. Zumindest ergänzend haben wir für dieses finale Kapitel eine kleine Liste vorbereitet:

Je fünf Filme aus jedem Jahr zwischen 1990 und 2001, die ungeachtet aller Klischees und sonstiger weniger gut gealterten 90s-Realitäten unbedingt sehenswert sind. Natürlich stellt die folgende Liste nur eine kleine Auswahl vor und erhebt keinesfalls den Anspruch, die besten Streifen des jeweiligen Jahres zu präsentieren.

1990Pretty WomanDer mit dem Wolf tanztCry-BabyTotal RecallEs
1991Terminator 2Das Schweigen der LämmerKap der AngstThe DoorsBoyz n the Hood
1992Basic InstinctErbarmungslosReservoir DogsMalcolm XBatmans Rückkehr
1993Falling DownSchindlers ListeAuf der FluchtPerfect WorldJurassic Park
1994Forrest GumpPulp FictionThe CrowNatural Born KillersLéon: der Profi
1995SiebenFridayHeatDesperado12 Monkeys
1996Romeo + JuliaTrainspotting – Neue HeldenIndependence DayFargoSleepers
1997Men in BlackTitanicJackie BrownGood Will HuntingSieben Jahre in Tibet
1998American History XDas große KrabbelnVerrückt nach MaryThe Big LebowskiDer Staatsfeind Nr. 1
1999Fight ClubMatrixAmerican BeautyThree KingsSleepy Hollow
2000MementoO Brother, where art thou?Cast Away – VerschollenThe BeachTeuflisch
2001Training DayA Beautiful MindZoolanderDas ExperimentSo High / How High

Zusammengefasst

Zwischen Der Kindergarten Cop und Zoolander mögen zwar nur elf Jahre vergangen sein. Doch selbst, wenn es sich bei beiden Streifen um glasklare Komödien handelt, so sind allein schon die Unterschiede zwischen den Stilen und Herangehensweisen an beide Streifen gigantisch. Die 1990er mögen aus heutiger Sicht, vor allem für die Fans von Superhelden-Filmen, eher dürftig gewesen sein. Mancher dürfte zudem sicherlich ganz froh darüber sein, dass die Liste von Romantic Comedies seit damals nur noch sehr langsam anwächst.

In der filmischen Gesamtbetrachtung waren die 1990er jedoch ein Jahrzehnt, das voller Einzigartigkeiten und Besonderheiten steckte. Viele davon waren nur aufgrund der speziellen weltpolitischen und soziokulturellen Lage denkbar und dürften sich deshalb nie wieder so reproduzieren lassen. Vielleicht waren die 90s nicht für jeden Cineasten das tatsächlich beste Jahrzehnt von allen. Aber sie nehmen tatsächlich eine besonders herausragende Stellung gegenüber den vorherigen und nachfolgenden Phasen ein – allein das verdient schon zumindest etwas Respekt.