Kairo 678 (2010)

Als vor einiger Zeit die Fotos einer von Polizeikräften entblößten und misshandelten Demonstrantin um die Welt gingen, trat ein gewichtiges Thema aus dem Schatten der Revolution: die Situation der Frauen in der ägyptischen Männerwelt, konkret der sexuelle Missbrauch, dem sie überall und jederzeit ausgesetzt sind. Fayza (Boshra) wird täglich im Bus begrapscht, Seba (Nelly Karim) bei den Feierlichkeiten nach einem Fußballspiel vergewaltigt, Nelly (Nahed El Sebaï) auf der Straße angegriffen. Regiedebütant Mohamed Diab geht das heikle Thema mutig und differenziert an, beleuchtet auch die Zwickmühlen, in die die Übergriffe die unterschiedlichen Frauen bringen, vor allem, weil die Schande bei ihnen liegt – liegen soll. Fayza, Seba und Nelly beginnen sich zu wehren, vor Gericht mit Worten, im Bus mit Messern. Am Ende steht die erste Verurteilung eines Grapscher, die je im Land gefällt wurde. Auch ein Zeichen des Wandels und dafür, dass der arabische Frühling in Ägypten auch andere Schauplätze kennt als den Tahir-Platz. (vs)