Kaffee mit Milch und Stress (2013)

Je länger man in das zerknautschte Gesicht dieses jährzornigen alten Mannes schaut und seinen Tiraden zuhört, desto klarer wird: Der wird uns bis zur letzten Filmminute unsympathisch bleiben. Umso mehr fühlt man mit seinem Sohn, der den Alten vorübergehend bei sich in der Wohnung beherbergen muss. Handys, berufstägige Frauen, Kräutertee statt Kaffee zum Frühstück – all das hätte es früher nicht gegeben. Der Grantler vom Land kann sich weder mit dem modernen Großstadtleben noch mit den gesellschaftlichen Fortschritten arrangieren. Dome Karukoski gibt seinem Hauptdarsteller Antti Litja allen Raum, um diesen Clash der Generationen auszuspielen. Das ist über Strecken recht unterhaltsam, führt letztlich aber nicht weiter. Deutlich wird hingegen die tiefe Verstörung, die eben auch die finnische (Nach-)Kriegsgeneration nachhaltig getroffen hat. Stellenweise glaubt man gar, den typischen Pegida-Fan herauszuhören: Wird man ja wohl noch sagen dürfen. Oder eben: Früher war alles besser. Dass der Verleih nun auf den Hype des „Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand “ aufzuspringen versucht, überrascht nicht. Doch im Gegensatz zu dieser schwedischen Greisen-Groteske, gibt es in diesem finnischen Gegenstück keine relativierenden Skurrilitäten. Diesen grumpy old man lernt man nicht lieben, sondern fürchten. ascho