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Jud Süß – Film ohne Gewissen (2010)

Jud Süß - Film ohne Gewissen (Poster)

Bewertung

„Kann man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Der Irrtum beginnt im Titel: Ein Film kann kein Gewissen haben, nur ein Mensch. Und Ferdinand Marian hat seins ignoriert, als er 1940 die Hauptrolle im berüchtigten antisemitischen Hetzfilm annahm. Regisseur Roehler sieht die Beweggründe Marians (Moretti) in dessen Unfähigkeit, die Tragweite des Projekts zu erkennen. Bedrängt von Minister Goebbels, den Bleibtreu als dauergestikulierenden Charmeur gibt, beugt er sich. Ohne Not dichtet Roehler Marian dabei eine halbjüdische Ehefrau (Gedeck) an. Eine skandalöse Geschichtsklitterung, die aus dem Nazi-Mittäter ein erpressbares Opfer macht, das durch die leblosen, ausgebleichten Theatersets flaniert, in denen nuttige Frauen typische, dümmliche Roehler-Sex-Sätze schreien (“Ja, machs mir, Jude!“). Doch wen kümmert das Schicksal eines Mannes, der mit seiner Arbeit zum Holocaust beigetragen hat, wenn die Abermillionen Opfer des Regimes im deutschen Kino zu Statisten herabgewürdigt werden? Schluss mit menschelnden Nazis, Schluss mit dem Exkulpationskino! Sonst sehen wir bald Leni Riefenstahl als scheue Regisseurin, die doch nur Filme drehen wollte, oder Josef Mengele als visionären Heilpraktiker … (vs)

  • Jud Süß - Film ohne Gewissen (Filmbild 2)
  • Jud Süß - Film ohne Gewissen (Filmbild 3)
  • Jud Süß - Film ohne Gewissen (Filmbild 4)
  • Jud Süß - Film ohne Gewissen (Filmbild 5)