John Rabe (2009)
- Originaltitel John Rabe
- Regie Florian Gallenberger
- DarstellerInnen
- Buch Florian Gallenberger
- Entstehungsjahr 2009
- Land Deutschland
- Filmlänge 134 min
- Filmstart 2.4.2009
- FSK 12
- Genres
Bewertung
Filminhalt
„Der gute Deutsche von Nanking“ – so nannte man den Siemens-Repräsentanten John Rabe, weil er 1937/38 nach dem Einmarsch der Japaner in China mithalf, eine Schutzzone zu gründen, die bis zu 300 000 Menschen vor den Massakern der kaiserlichen Armee rettete. Pikant: Rabe war Mitglied der NSDAP. Ein Nazi als Humanist – was für eine Geschichte! Und was für eine Chance für das deutsche Kino, nachdem man sich an den Nazis als Tätern in Leiwandbrimborien wie „Der Untergang“ und etlichen TV-Dramen über Speer, Stauffenberg und Konsorten abgearbeitet zu haben glaubte. Ein Irrtum. Denn so lange sich die deutsche Filmbranche nicht traut, sich auch der Opferseiten zu widmen, erscheint ein hollywoodeskes Heldenepos über einen Nationalsozialisten als Versuch, das bunt sprießende Pflänzchen neben einem Leichenberg ins Bild zu rücken. Florian Gallenbergers Drama ist immer auf der Suche nach der größtmöglichen Emotion, dabei immer unterstützt von ohrenbetäubenden Geigen.
„John Rabe“ besitzt Kraft und Widersprüchlichkeit
Ulrich Tukur, als Rabe weit davon entfernt, so etwas wie echte Ambivalenz und Tiefe zu entwickeln, beherrscht diesen Film – was nicht gegen ihn spricht, sondern gegen die Fähigkeit des Regisseurs und Drehbuchautors Gallenberger, die internationale Besetzung (Steve Buscemi, Anne Consigny, Daniel Brühl) mit der Handlung zu einem organischen Ganzen zusammenzufügen. Am Schluss jubeln die Chinesen dem gerührten Rabe wie einem Popstar zu und seine Freunde singen „For he’s a jolly good fellow“. Grausig. Einzig das – historisch verbürgte – Bild von Chinesen, die auf Rabes Anweisung hin unter einer großen Hakenkreuzflagge Schutz vor den japanischen Bombern suchen, bleibt hängen. Das Symbol der grausamsten Tötungsmaschinierie aller Zeiten als Mittel zur Lebensrettung – das besitzt so viel Kraft und Widersprüchlichkeit wie sie der ganze Film hätte haben müssen. (vs)