Jeder schreibt für sich allein (2023)
- Originaltitel Jeder schreibt für sich allein
- Regie Dominik Graf
- Entstehungsjahr 2023
- Land Deutschland
- Filmlänge 170 min
- Filmstart 24.8.2023
- FSK 12
- Genres Dokumentation
Bewertung
Filminhalt
Kann ein Nazi ein guter Autor sein? Eine Frage, die Dominik Graf in der Mitte seines neuen Films „Jeder schreibt für sich allein stellt“, doch nie endgültig zu beantworten weiß. Schließlich ist die Dichotomie von gut und böse schon in der Wirklichkeit eine Sisyphusarbeit, die in der Kunst erst recht zur Unmöglichkeit wird. Gemeinsam mit Anatol Regnier, dem Autor des gleichnamigen Buches, unternimmt Dominik Graf in seinem Filmessay den Versuch, entlang biografischer Fragmente wichtiger Schriftsteller:innen im Nationalsozialismus, die Grautöne und Widersprüche des Zeitgeistes aufzuspüren und politische Praxis und Kunst zu entwirren, um beides nüchtern beurteilen zu können.
Bilder, Textauszüge, Briefwechsel, Tagebucheinträge, Radiomitschnitte sowie kritische O-Töne der vielen Expert:innen gehen im 167-minütigem Minimalismus stilsicher ineinander über und zeichnen ein diversifiziertes Bild der deutschen Autor:innenlandschaft zwischen 1933 und 1945: von radikalen Exilant:innen und Apologet:innen, die ihr Mitläufertum mit einer „inneren Emigration“ legitimiert haben, bis zu Regime-Autor:innen. Im Zentrum stehen dabei Gottfried Benn, Rudolf Georg Binding, Hans Fallada, Hanns Johst, Erich Kästner, Jochen Klepper, Klaus und Thomas Mann, Ina Seidel sowie Bernward und Will Vesper. Da selbst historischer Kontext nicht davor schützt, als menschenfeindlich, totalitär oder faschistisch entlarvt zu werden, fallen auch die Bewertungen wenig zimperlich aus. Dass jedoch schlussendlich der Bogen von der NS-Zeit zu moralisch überhöhten Tendenzen der Gegenwart gespannt wird, scheint dann doch ein wenig verkürzt zu sein.
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