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Jeanne Du Barry – Die Favoritin des Königs (2023)

Jeanne Du Barry (2023) (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Das die französische Schauspielerin und Regisseurin Maïwenn in ihrem Historienfilm „Jeanne Du Barry“ ausgerechnet Johnny Depp als König Ludwig XV besetzte, kann, ja, muss man als politische Provokation verstehen. Schließlich gewann Depp vor noch gar nicht langer Zeit eine Zivilklage gegen seine Ex-Frau Amber Heard, die ihn der Vergewaltigung bezichtigt hatte. Das muss einleitend erwähnt werden, denn in Hollywood wurde Johnny Depp seit geraumer Zeit nicht mehr besetzt, eine reine Weste im #MeToo-Kontext wird er wohl auch nie wieder bekommen.

Und jetzt also König Ludwig der XV: Er war der letzte König Frankreichs, der eines natürlichen Todes starb – sein Enkel Ludwig XVI landete unter der Guillotine er Revolutionäre. Übrigens auch Madame du Barry, aber das ist ein andere Geschichte, bis dahin reicht der Film gar nicht. „Jeanne du Barry“ ist ein sehr kurzweiliger, in vielen Dingen von den historischen Fakten abweichender Film mit einer klaren Botschaft: Auch Frauen aus niederen Schichten konnten im französischen Feudalismus Karriere machen – wenn auch als Mätresse.

Man muss sich auf Wikipedia nur mal die Liste aller Mätressen dieses einen Königs anschauen: Die von Maïwenn gespielte letzte Frau in dieser Liste war Jeanne Vaubernier, spätere du Barry. Als die uneheliche Tochter einer Näherin und eines Mönchs sich an den Grafen du Barry ranmacht, glaubt der fälschlicherweise, die Fäden in der Hand zu halten. In Wirklichkeit ist sie es, die von Anfang an ihre Pläne umsetzt und gewissenhaft ihren gesellschaftlichen Aufstieg vorantreibt. Auch als Barry seine Liebhaberin an den König verkuppeln will, ist sie alles andere als abgeneigt – das ist nur die letzte Sprosse einer Leiter, auf der sie längst steht.

Maïwenn inszeniert – das Wort ist nicht zu steil – eine Frau, die mit allen Wassern gewaschen ist. Den Satz „Ich liebe dich“ verweigert sie im Lauf der Handlung wiederholt und spricht ihn erst auf dem Totenbett des Königs aus, bevor er sie um sein christliches Seelenheil Willen – die Geistlichkeit hat ihn unter Druck gesetzt – verstößt und ins Kloster steckt.

Das alles wäre nicht sonderlich von Belang, wenn die Figur der Jeanne du Barry nicht so frech und zugleich einnehmend auftreten würde. Sie verweigert jegliche Regeln bei Hofe, verlässt das Gemach des Königs nicht rückwärts gehend, kleidet sich wie ein Mann, reitet mit dem von ihr begeisterten König zur Jagd aus und wird als Gegenleistung mit Geschenken überhäuft. Die Reaktion bei Hofe ist: Empörung, Intrige, aber auch wohlwollende Tipps aus der höheren Dienerschaft. Dass dieser nie endende Hass ihr später auch zu ihrem Sturz beitragen würde, ist vorhersehbar.

 

Ist Jeanne du Barry einfach nur eine Edelhure? Ja und nein. Die Frau als solche fand im 18. Jahrhundert gesellschaftlich nicht statt. Politisch schon gar nicht, weshalb der Film sich auch jeder Politik enthält. Den privaten Raum zu verlassen, über den gesellschaftlichen Raum gar einen Aufstieg zu beginnen: Das gelang im besten Fall – und nur in ganz wenigen Ausnahmen – über den – cleveren – Verkauf des Körpers. Auch das kann man als Empowerment bezeichnen. Natürlich nicht nach heutigen Maßstäben. Aber wer wendet die schon auf die Vergangenheit an?

  • Jeanne Du Barry (2023) (Filmbild 5)
  • Jeanne Du Barry (2023) (Filmbild 2)
  • Jeanne Du Barry (2023) (Filmbild 3)
  • Jeanne Du Barry (2023) (Filmbild 4)

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