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Irrational Man (2015)

Irrational Man (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Fernab antisemitischer Propaganda ähnelt Woody Allen in gewisser Weise dem ewigen Juden: Während die Volkssagen-Figur zu ewiger Wanderschaft verdammt ist, ohne sterben oder Vergebung erfahren zu können, dreht der nun fast 80-jährige jüdische Regisseur seit 46 Jahren mehr leidend als freudig Film um Film, ohne je seinem eigenen Anspruch gerecht zu werden und ein Meisterwerk zu schaffen. Meint er. „Irrational Man“ ist, wie viele Allen-Werke der letzten Dekade, nicht mehr als eine schludrige Fingerübung, die der Meister nach ein paar Griffen in die Philosophieabteilung seiner Bibliothek zusammengeschrieben hat: Kant, Kierkegaard, Heidegger, Sartre, Arendt – mehr als eine Art „Best of Denkerzitate“ kommt aber nicht rum.

„Irrational Man“ ist nicht mehr als eine schludrige Fingerübung

Zusammen mit Allens Minderwertigkeitskomplex, der großzügig einfließt, ergibt das eine ungute Mischung: Der mopsige, alkoholsüchtige Philosophieprofessor Abe Lucas (Phoenix) ringt mit der Sinnlosigkeit des Daseins, haut aber ob seiner existenzialistischen Tiefsinnigkeit und Intelligenz alle Frauen vom Hocker, darunter seine Studentin Jill (Stone). Dann findet Abe Gefallen und Sinn in der Idee eines gerechten Mordes an einer ungerechten Person – Dostojewskis Raskolnikow aus „Verbrechen und Strafe“ grüßt über-überdeutlich. Allen, fürwahr keine Experte für Mord und Totschlag, sucht schon seit seinem ersten Film nach Antworten auf die großen Fragen von Moral, Schuld, Bestimmung und Zufall. Hier gibt es aber nur Gemeinplätze – er wird wohl weiterwandern und noch ein paar Filme drehen müssen. (vs)

  • Irrational Man (Filmbild 2)
  • Irrational Man (Filmbild 3)
  • Irrational Man (Filmbild 4)
  • Irrational Man (Filmbild 5)