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Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste (2023)

Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste (2023) (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Ein dunkler Flur. Ein Telefon klingelt, eine Frau nimmt ab: „Möchtest du, dass ich zu dir komme?“, fragt sie, aber am anderen Ende der Leitung ist nur höhnisches Lachen zu hören. Ein Alptraum. Die Liebesbeziehung zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch war ab Ende der 1950er ein Boulevardthema, eine Amour fou zwischen zwei der Popstars der deutschsprachigen Literatur. Ziemlich lange galt diese Liebe als Ursache für die zunehmende seelische Zerrüttung Bachmanns, die junge, sensible Dichterin und der egomanische, manipulative Erfolgsschriftsteller, das schien nicht zusammenzupassen, und Bachmanns Texte – nicht zuletzt der Roman «Malina» – stützten diese These. Erst in jüngster Zeit hat sich in der Literaturwissenschaft die Auffassung durchgesetzt, dass das Scheitern der Beziehung nicht so einfach erklärbar ist.

Margarethe von Trotta, die große Chronistin leidender Frauen aber, kehrt wieder zurück zu den klaren Schuldzuweisungen: Ihr Film „Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste“ ist ein klassisches Liebesdrama, in der ein Partner den anderen ins Unheil stürzt. Das ist von Martin Gschlacht elegant (und ein wenig altbacken) fotografiert, von Vicky Krieps und Ronald Zehrfeld einfühlsam gespielt, bleibt aber in seiner klaren Gut-Böse-Dualität seltsam eindimensional. Vor allem aber wird es der bedeutenden Schriftstellerin Bachmann alles andere als gerecht, wenn man sie nur als schuldloses Opfer in einer toxischen Beziehung zeichnet – gerade weil solche Beziehungen ja durchaus ein Thema fürs Kino sein können.

  • Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste (2023) (Filmbild 3)
  • Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste (2023) (Filmbild 4)
  • Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste (2023) (Filmbild 5)
  • Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste (2023) (Filmbild 2)

Vorstellungen