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Im Westen nichts Neues (2022)

Im Westen nichts Neues (Poster)

Bewertung

„Muss man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Der Ernst-Busch-Absolvent hat in seinen jungen Jahren bereits unter Stefan Pucher in „Marat/Sade“ gespielt, am Maxim-Gorki-Theater in „Jugend ohne Gott“ mitgewirkt und wurde von Martin Kušej vor zwei Jahren ans Wiener Burgtheater geholt. Jetzt ist Felix Kammerer in der ersten deutschen Verfilmung von Erich Maria Remarques Anti-Kriegs-Roman Im Westen nichts Neues zu sehen, einem an die Nieren gehenden Film, der stoisch auf das Grauen des Ersten Weltkriegs schaut. „Im Westen nichts Neues“ wurde von deutscher Seite für den Oscar 2023 eingereicht, und das zu Recht.

Denn die unbarmherzige Ausweglosigkeit, der die Soldaten an der Front ausgesetzt sind, wird auch dem Publikum im Kinosaal ohne innere Fluchtmöglichkeit zugemutet. Wer das nicht aushält, sollte den Saal wirklich verlassen. In mitunder sehr langen (oder als lang hingetricksten) Einstellungen fühlt man sich mitten im Gefechtsstand oder rausstürmend und durch Stacheldraht sich hindurchwindend um fünf Meter Frontgewind kämpfend. Ständig werden Soldaten niedergeschossen, zerfetzt, verlieren Gliedmaße oder starren einfach nur noch traumatisiert still vor sich hin ins Leere. Gesichter, eine halbe Stunde vorher noch in ihrer Heimatstadt „Hurra“ schreiend und sich auf den Einsatz freuend, sind zu Grimassen des Grauens erstarrt, während die Kamera ungerührt auf ihnen ruht oder weiterschaut, ob nicht noch brutaleres Geschlachte in der Nähe weilt.

Regisseur Edward Berger („All my Loving“) hat mit „Im Westen nichts Neues“ ganze Arbeit geleistet. Felix Kammerer, Albrecht Schuch, Edin Hasanovic, Aaron Hilmer, Moritz Klaus und Adrian Grünewald werden an der Front verheizt, während Daniel Brühl sehr naiv in die Friedensverhandlungen geht, als es auf deutscher Seite längst nichts mehr zu verhandeln gibt, weil man sich auf der Verliererstraße befindet. Leider baut der zweieinhalbstündige Film mit Devid Striesow in der Rolle von General Friedrich als unverbesserlicher Bellizist den schwächsten Teil des Kriegsfilms: Warum die schmierige Rolle, die Striesow hier spielen muss, so misslungen ist: Man weiß es nicht. In dieser Inszenierung jedenfalls kommt man zu dem Schluss, dass die Minuten vor dem Waffenstillstand so nicht hätten gefüllt werden müssen – die Sinnlosigkeit des Ganzen vorher war schon so groß, dass man sie nicht hätte noch mal toppen müssen. jw

  • Im Westen nichts Neues (Filmbild 4)