Im Alter von Ellen (2010)

Das Leben der Stewardess Ellen (Jeanne Balibar) schwankt zwischen überdrehter Aktion und stumpfem Leerlauf – und gerät plötzlich aus dem Tritt. Freund weg, unangenehmer Arztbesuch, Jobdesaster. Pia Marais inszeniert den Niedergang der nur vorgeblich souveränen Ellen zunächst extrem nüchtern, mit langen Einstellungen, stockenden Dialogen und unter weitgehendem Verzicht auf Musik. Dann aber gerät Ellen vollkommen unvermittelt in ein radikal politisiertes Umfeld, für das Marais nur Klischeebilder von Wohngemeinschaftssiff einfallen. Julia Hummer rennt mal wieder wie ein offenes Rasiermesser durch die Szenerie, und plötzlich dröhnt auch noch ein unpassender Soundtrack. Ab hier verliert Marais vollkommen ihren Rhythmus, man hat fast den Eindruck, in einem neuen Film gelandet zu sein. Dass die Regisseurin am Ende sogar noch einen dritten Handlungsstrang anreißt – geschenkt. Mit ihrem zweiten Langfilm hat Marais viel gewagt und ist damit gehörig auf die Nase gefallen. Aber wenigstens wagt mal jemand was. (fis)