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Ich habe den englischen König bedient (2007)

Ich habe den englischen König bedient (Poster)

Bewertung

„Kann man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Bohumil Hrabals Buch ist eines der bedeutendsten Werke der tschechischen Literatur, ein Schelmenstück in der Tradition von Henry Fieldings „Tom Jones“ oder Jaroslav Ha‰eks „Der brave Soldat Schwejk“. Hrabals Protagonist Jan (Ivan Barnev) ist ein Emporkömmling, der das sich meist um monetäre Vorteile und gesellschaftliche Positonen rankende Verhalten der Mächtigen genauestens studiert, um im richtigen Moment den richtigen, ebenfalls emporkömmlerischen Konkurrenten einen Tritt zu verpassen oder einfach nur am richtigen Ort zu stehen. Frauen mögen den chaplinesk umhertappernden und meist stummen blonden Strahlemann. Vor allem Prostituierte, die Regisseur Jiri Menzel zur immergeilen, glücklich fremde Männer bumsenden Herrenfantasie romantisiert. Einen erkennbaren Spannungsbogen hat die Adaption – teuerster tschechischer Film aller Zeiten – nicht.

„Ich habe den englischen König bedient“ findet keine eigene Form

Weil Menzel seinem eigenen Werk nicht zu trauen scheint, lässt er seinen aus der Gegenwart rückschauenden Helden nach ein paar Zeilen Dialog oder wenigen Minuten Handlung sofort wieder unendlich lange Textpassagen begleitend zum fortlaufenden Film aufsagen. Die Überstrapazierung des Ich-Erzählers sorgt für ein Novum in einem Tonfilm jenseits des wortkargen Rambo: eine Hauptfigur, die auf der Leinwand insgesamt kaum mehr als ein Dutzend Sätze spricht. Menzels Adaption enttäuscht dadurch als erzähltes Buch mit bewegten Bildern, das als Film zu keiner Zeit eine eigenständige Form findet und folglich den hintersinnigen, satirischen Humor von Hrabals Romanerfolg komplett verliert, weil sie ihn auf der narrativen Ebene sklavisch nachempfinden will. Was bleibt, sind absurder Slapstick, misslungene Poesie und Worte, Worte, Worte … (vs)

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