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Hundstage (2001)

Hundstage (2001) (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Es ist schweineheiß im Wiener Umland. Alle ticken so, wie es ihnen ihre Natur vorgibt, weil die Witterung alle Kraft zur Maskerade entzieht. Da tröstet man sich im Swingerclub, trampt, um die Fahrer in den Wahnsinn zu treiben, schwitzt nackt in der Sonne. Seidel kommt vom Dokumentarfilm, improvisiert hier Episoden mit Profis und Laien und gerät dabei in die Nähe des negativen Kitsches, der Abwesenheit alles Guten. Irgendwann beginnt man verzweifelt nach Identifikationspunkten zu suchen und findet sie in den Figuren, von denen man es am wenigsten vermutet hätte. Eine Katharsis kann und soll das wohl sein. Nachhaltiger wirken Bilder, die unpädagogisch von Wahnsinn und Glück erzählen: Auf einem heißen Parkhausdeck umkurvt ein Sportauto sein Date, lässt den Motor aufheulen, die Bremsen quietschen, die Beifahrertür springt auf: Der Wagen strahlt die arrogante Gewissheit aus, dass die Frau nicht anders kann als einzusteigen. Später tanzt die Anhalterin nachts auf einem verwaisten Gehweg – mit den Bewegungsmeldern abgeriegelter Einfamilienhäuser. „Hundstage“ gewann in Venedig einen Preis. 100 000 Österreicher haben ihn gesehen. Wie viele bis zum Schluss blieben, ist nicht bekannt. (rk)

  • Hundstage (2001) (Filmbild 4)