Heidelberg24 Wochen (2016)
- Originaltitel 24 Wochen
- Regie Anne Zohra Berrached
- DarstellerInnen
- Buch
- Entstehungsjahr 2016
- Land Deutschland
- Filmlänge 101 min
- Filmstart 22.9.2016
- FSK 12
- Genres
Bewertung
Filminhalt
Anne Zohra Berracheds letzter Film „Zwei Mütter“ propagierte, dass auch lesbische Paare das Recht habe sollten, Kinder per künstlicher Befruchtung zu haben. „24 Wochen“ handelt nun davon, dass eine Frau das Recht hat, ihr schwer behindertes Kind abzutreiben, auch wenn es lebensfähig ist. Das aber ist Recht und Gesetz, weswegen es hier nur um Moral und Schuld gehen kann – und da versagt der Film und übt seine durchaus berechtigte Kritik am oft unethischen Schwangerschafts-Überwachungswahn der modernen Medizin mit dem Tiefgang eines Infoflyers: Kabarettistin Astrid (Julia Jentsch) und ihr Mann und Manager Markus (Bjarne Mädel) erfahren, dass ihr Kind wahrscheinlich mit dem Down-Syndrom zur Welt kommen wird. Nachdem sie sich dafür entscheiden, den Jungen dennoch zu bekommen, stellt sich heraus, dass der Fötus auch noch einen schweren Herzschaden hat und, wenn er überhaupt überlebt, immer ein Pflegefall sein wird. Astrid informiert sich über einen Abbruch in der 24. Woche – Markus ist empört …
„24 Wochen“ ist eine unheilvolle Mixtur aus Aufklärungsfilm und Reality Doku
In einer Art „Telekolleg Spätabbruch“ bietet Berrached in der Folge Gesinnungskino der schlimmen Sorte. Sie lässt echte Ärzte wiederholt medizinische Fakten referieren; sie schneidet Aufnahmen eines Fötus im Mutterbauch zwischen ihre Szenen, als wolle sie gerade den Wert des werdenden Lebens penetrieren und sei gegen Abtreibung; und sie zeigt die Konflikte und Momente gar nicht, um die es bei diesem furchtbaren Dilemma eigentlich gehen muss: Wenn Astrid und Markus ihre Horrornachrichten erhalten, brechen die Szenen ab und setzten mit zwei traurigen Menschen im abendsonnigen Gegenlicht auf der Dachterrasse zu Molltonmusik wieder an. Mit solch platten Melodrammitteln dieses Thema anzugehen, belegt spätestens, dass Berached nicht genügend Fingerspitzengefühl besitzt. Doch so unangemessen kitschig das alles auf der einen Seite ist, so distanzlos weil selbstgerecht ist es auf der anderen: Die Kamera folgt Astrid unter dem Deckmantel künstlerischer Authentizität gnadenlos bis zur fötustötenden Spritze auf dem OP-Tisch – eine unheilvollere Mixtur aus Aufklärungsfilm und Reality Doku sah man wohl nie. Und je länger der Leidensporno geht, desto mehr fällt Bjarne Mädel in die jammerige Stimmlage seines Ernie aus „Stromberg“ zurück. Man kann ihn verstehen, es tut einfach weh. vs