Hedis Hochzeit (2016)

Was für eine starke, stille Geschichte über ein Land im Umbruch, erzählt anhand zweier Menschen im Umbruch! Tunesien, im Arabischem Frühling erweckt aus jahrzehntelangem Dornröschenschlaf der Diktatur und Zensur, geht unsicher seine ersten Schritte in relativer Freiheit. Genau wie der von Tradition und Sitten sedierte Hedi (Majd Mastoura). Der junge Autoverkäufer soll eine ebenso auf Folgsamkeit programmierte Frau heiraten, die er nicht wirklich kennt und liebt. Bei einer Vertreterreise lernt er die offenherzige Animateurin Rim (Rym Ben Messaoud) kennen und wie wild lieben. In Hedi – arabisch für ruhig, gelassen – bricht umsturzartig der Wunsch nach Selbstbestimmung aus … Mit für einen Debütanten beeindruckender Ökonomie, Handkamera und zwei fantastischen Hauptdarstellern porträtiert Mohamed Ben Attia sein Land zwischen Sehnsucht nach Freiheit, Angst vor dieser und der seit der Revolution anhaltenden Wirtschaftskrise. Kann man von der Unfreiheit in die Freiheit springen, wie vom Beckenrand ins erfrischende Wasser? Hedi möchte, will, verzweifelt – aber er kann nicht, noch nicht, nicht als Flucht. Tunesien muss sich von innen heraus selber reformieren, auch wenn das dauert und das Herz bricht. Aber was für ein starker, stiller, lauter Film! vs