Hans Dampf (2013)

Der grimmsche Hans im Glück taugt zum Antiheld der Haben-fixierten Moderne. Er hortet keine Reichtümer, er tauscht sie gegen wertlosere Sachen ein. So hat er zu Beginn einen großen Klumpen Gold und schließlich nichts – und ist überglücklich ohne die Last des Besitzes. So einer müsste Symbolfigur für Attacler, Occupy- und Blockupy-Anhänger und Verfechter des Konsumverzichts sein. Dachten sich wohl auch Jukka Schmidt und Christian Mrasek und setzten ihre Version von Hans im Glück um. Mit 50 000 Euro – eigenes Geld, Crowdfunding und ein wenig Förderung – und in Eigenproduktion, einem Dutzend Leuten und der Überzeugung, dass wenig Mittel kreativ machen. Hans (Fabian Backhaus) bekommt Geld, damit er nicht mehr arbeitet. Dem Pizzabäcker kauft er sein Bild einer Steilküste an der italienischen Amalfiküste ab und beschließt: Da will ich hin. Mit seiner Abfindung im Jutebeutel macht er los, trifft lustige und listige Leute, tauscht VW-Bus gegen dreirädriges Piaggio gegen Schlauchboot gegen Klapprad.

„Hans Dampf“ erzählt mit dem Charme des Unfertigen

Dazu laufen grandiose Lieder aus Dub, Funk, Chanson und Indie, am Lagerfeuer werden in Ermangelung echter Wasservögel Stofftiere gegrillt, und befreit von allen Konventionen erzählt der Sommerfilm sehr entspannt und improvisiert seine Sehnsuchtsfabel erst laien- und amateurhaft, dann immer mehr mit dem Charme des Unfertigen, Unausgegorenen und Einfach-mal-trotzdem-Gedrehten. Kaum einer kann hier richtig spielen, oft sogar nicht mal richtig sprechen, doch das ist so was von egal. Denn so frei und bedürfnislos, wie sich Hans Dampf mit seiner roten Pudelmütze und seiner kleinen Wampe durch eine Welt voller Unfreiheit und Zwang bewegt, das ist einfach nur cool. Man möchte es ihm am liebsten nachtun. Am Ende hat Hans, dieser Simplicissimus des schlichten und schönen Seins, nichts mehr, aber eine Fee an seiner Seite und sein Ziel erreicht, und ist so endhappy, dass es keine Steigerung mehr gibt und ihm nichts bleibt, als sich aufzulösen. Der Glückspilz. (vs)