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Gripsholm (2000)

Gripsholm (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Zeitmaschine Film: das verruchte Berlin. „So frivol, dass selbst die Perversen erröten“, begeistert Jasmin Tabatabai mit lasziver Stimme aber ohne erotische Ausstrahlung die Varietészene Anfang der dreißiger Jahre. Unbeschwert genießen dürfen wir es nicht. Der Schatten des kleinen Mannes mit dem Bürstenbart liegt über dem Szenario. Mit den Augen des Satirikers Kurt Tucholsky (Ulrich Noethen) sehen wir mehr als andere und teilen auch während der Sommerfrische auf „Schloss Gripsholm“ in Schweden seine Melancholie. Den gleichnamigen Roman beschließt der Dichter mit dem Ende des Sommers. Der Film dagegen wird mit dem Wissen um den Tod des Autors und dem Ende einer Ära erzählt. Die freie Liebe mit Muse Lydia (Makatsch) und Sängerin Billie (Tabatabai), die kleinen Fliegenpilzräusche und die liberalen Gedanken entfalten sich nur im Verborgenen. Wie bei der Rettung eines kleinen Mädchens aus den Fängen einer hartherzigen Kinderheim-Aufseherin wird kräftig die Symbolkeule geschwungen und die Weite der Landschaft mit der Engstirnigkeit des Denkens kontrastiert. Am Ende bleibt der Eindruck, dass Tucholsky auch nur ein Mensch war und es in Schweden auch schönes Wetter gibt. (ds)