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Grand jeté (2022)

Grand jeté (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Ihr Körper ist – oder besser: war ihr Kapital. Um sich ihrer Tanzkarriere widmen zu können, hatte Nadja (Sarah Nevada Grether) ihren Sohn Mario in die Obhut der eigenen Mutter (Susanne Bredehöft) gegeben. Nun schlägt sich die Mittdreißigerin als Ballettlehrerin durch, und die Kamera rückt dicht heran, um die nachhaltigen Schäden des Körpers zu zeigen, die eine jahrelange Überbelastung mit sich brachte. Später gibt es – erneut – distanzlose, letztlich voyeuristische Bilder nackter Leiber. Nun von Nadja, die bei einem Besuch in der brandenburgischen Provinz mit ihrem Teenager-Sohn (Emil von Schönfels) Sex hat.

Beiläufig und fast ohne Worte entwickelt sich diese inzestuöse Liaison. Was von Isabelle Stever möglicherweise als künstlerischer Kniff gedacht war, verkehrt sich allerdings ins Gegenteil. Ihre Adaption von Anke Stelligs Roman „Fürsorge“ erweist sich zunehmend als müde Provokation. Sohn, Mutter und Großmutter – niemand scheint diese tabuisierte Beziehung zu hinterfragen oder gar moralische Fragen zu stellen. Doch weil sich der Film dieser Auseinandersetzung bewusst verweigert, bleiben die Figuren blass und ihre Bindung zueinander bestenfalls mysteriös.

Axel Schock

  • Grand jeté (Filmbild 2)
  • Grand jeté (Filmbild 3)
  • Grand jeté (Filmbild 4)
  • Grand jeté (Filmbild 5)