Diskurs über die Möglichkeit von Authentizität (2014)

Josh lebt mit Cornelia in New York, ist Dokumentarfilmer, nicht erfolglos, aber, na ja, Künstler eben, die Fördergelder sprudeln nicht ganz so, wie sie sollen. Vor allem aber ist Josh Mitte 40. Und die Arthrose, das friedlich eingeschlafene Sexleben, nicht zuletzt die Fortpflanzungsbegeisterung des Freundeskreises erschüttern die gefühlte Jugendlichkeit des angehipsterten Kreativarbeiters nachhaltig. Also hängen Josh und Cornelia sich an ein Mittzwanziger-Hipsterpärchen, gewinnen so einen Hauch ihrer Jugend zurück und lassen sich im Gegenzug nach Strich und Faden ausnutzen. Die Unmöglichkeit des richtigen Lebens im Falschen zeigte Regisseur Noah Baumbach schon mit seinem Generationenporträt „Frances Ha“, mit einer Heldin, die in schönster Indieästhetik scheiterte und sich dabei alles andere als harmlose Blessuren zuzog.

„Gefühlt Mitte Zwanzig“ wird zum Diskurs über die Möglichkeit von Authentizität

In „Gefühlt Mitte Zwanzig“ scheitern Protagonisten, die erstens über die gröbsten Klippen des Erwachsenwerdens hinweg sein müssten, und die zweitens aus der halbimprovisiert wirkenden Schwarzweißästhetik des Vorgängers in die Hochglanzoptik eines Komödienblockbusters geworfen wurden – inklusive einer Starbesetzung von Ben Stiller über Naomi Watts bis Amanda Seyfried und – Vorsicht! – Kotzwitzen. Toll ist, wie elegant Baumbachs gnadenlose Menschenfreundlichkeit diesen Genrewechsel meistert, klug, wie sein Film zu einem Diskurs über die Möglichkeit von Authentizität wird, in einer Welt, in der das Leben oft nicht mehr ist als eine Aneinanderreihung kultureller Insignien. Das gewollt harmonisierende Ende stört ein wenig in dieser Midlife-Crisis-Höllenfahrt. 80 Minuten lang aber kann man Baumbach seinen Wechsel in den Mainstream nicht vorwerfen. (fis)