Gaza Mon Amour (2020)
- Originaltitel Gaza Mon Amour
- Regie
- DarstellerInnen
- Entstehungsjahr 2020
- Land Frankreich
- Filmlänge 87 min
- Filmstart 22.7.2021
- FSK 12
- Genres
Bewertung
Filminhalt
Der 60-jährige Issa Nasser (Salim Daw) führt ein einsames Leben. Seine Schwester wäscht seine Wäsche, sein bester Freund will nach Europa ziehen. Jeden Tag fährt er mit seinem kleinen Kutter zum Fischen raus und verkauft seinem Fang auf dem Markt. Seine Nachbarschaft in Gaza ist desolat, nachts wird regelmäßig der Strom abgeschaltet. Doch Issa hat ein Geheimnis: Er ist verliebt in die Schneiderin Siham (Hiam Abbas). Allerdings ist er zu schüchtern, um ihr seine Liebe zu gestehen. Da geht ihm eines Nachts ein unverhoffter Fang ins Netz: eine antike, nackte Apollo-Statue mit erigiertem Penis. Statt den Fund zu melden, nimmt Issa die Figur mit nach Hause. Doch das ruft die Polizei auf den Plan …
Die unerträgliche Situation im Gazastreifen ist vor wenigen Wochen erneut ins Zentrum der Berichterstattung gerückt. Es wäre einfach, sogar naheliegend gewesen, ein verstörendes Drama zu diesem Thema zu drehen. Doch die Brüder Nasser, die bei „Gaza mon Amour“ Regie geführt haben, wählen einen anderen Weg. Zwar ist das harte Leben, das Issa und seine Nachbar:innen führen, in jeder Szene deutlich sichtbar: die Armut, die Polizei, die Gewehrschüsse in der Nacht, die Hamas, die im Fernsehen mit Gegenschlägen droht. Aber Issa hat kein Interesse daran, an diesen Dingen etwas zu ändern. Sie sind so alltäglich, suggeriert der Film, dass sie ihm kaum mehr auffallen.
Stattdessen steht die späte Liebesgeschichte zwischen Issa und Siham im Vordergrund. Die ist denkbar einfach gestrickt: Es gibt keine romantischen Hindernisse, keine fatalen Missverständnisse, nur die gemächliche Anbahnung einer Beziehung. Die Brüder Nasser haben den Film ihrem Vater gewidmet, und es klar, dass sie eine menschliche Geschichte erzählen wollten, die in Palästina spielt, weil sie selbst von dort kommen. Das ist allerdings weder Sentimentalität noch Eskapismus. Denn schon die Erinnerung daran, dass in einem Gebiet wie Gaza normale Menschen wie du und ich leben, kann ein politisches Statement sein. mj