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Factotum (2005)

Factotum (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Es ist unumstritten, dass seine Bücher ins Regal mit der Weltliteratur gehören. Ihren Kultstatus haben die Romane und Kurzgeschichten von Charles Bukowski seit den 80er Jahren jedoch eingebüßt. Damals war der Trinkerpoet das Leitbild jugendlicher Sinnsucher: Im Namen der Kunst und mit derber Sprache feierte er die Hingabe an Frauen, Alkohol und Zigaretten – bis im Wertesystem der New Economy kein Platz mehr war für das Bukowski-Lebensgefühl. Jetzt wagt der norwegische Regisseur Bent Hamer („Kitchen Stories“) einen nostalgischen Blick zurück. In bester europäischer Filmtradition setzt er mit seiner Romanadaption auf lange, statische Kameraeinstellungen, reiht Episoden aneinander, folgt Bukowskis Alter ego Henry Chinaski zum Gelegenheitsjob in die Gurkenfabrik und begleitet ihn bei Exzessen in der Stripteasebar.

„Factotum“ entwirft ein radikales Gegenbild

Die Langsamkeit schafft Raum für Bukowskis Gossenweisheiten, die per Off-Stimme eingesprochen werden. Auch Hamers Darsteller nutzen die Freiräume: Mit seiner Bukowski-Interpretation etabliert sich Matt Dillon endgültig als Charakterdarsteller, und Marisa Tomei und Lili Taylor brillieren als versoffene Affären. Nicht zuletzt ihr sensibles Zusammenspiel macht den Film zu weit mehr als einer vergangenheitsverliebten Spielerei. Weil „Factotum“ eine lineare Geschichte verweigert und die Episoden in ihrer Gleichförmigkeit mitunter ermüden, entwirft das romantisierte Künstlerporträt ein radikales Gegenbild zum Erfolgsdenken des Internetzeitalters. Hamer interessiert sich für die Gefühle zwischen Bukowskis Zeilen – er macht sie mit leisem Humor und ohne Knalleffekte sichtbar. (cs)

  • Factotum (Filmbild 2)
  • Factotum (Filmbild 3)
  • Factotum (Filmbild 4)
  • Factotum (Filmbild 5)