Everything will change (2021)

Ben („Und morgen die ganze Welt“, „Egon Schiele“) lebt im Jahr 2054 in einer dystopischen Welt ohne Tiere, treibt sich gerne im Vinylplattenladen rum und hört die Beach Boys. Da fällt aus einer Plattenhülle ein Foto von einer Giraffe auf den Boden: Ben ist perplex, er weiß nicht, was das ist. Gemeinsam mit Fini und Cherry beginnt er zu recherchieren und erhält von einer geheimnisvollen Frau etliche Datenträger mit Filmen über die Natur der Erde, die es nicht mehr gibt. Die Drei machen sich auf die Reise, sie wollen Erkenntnis. Sie gehören zu einer Generation, die keine Tiere mehr kennt, und fragen sich, ob das Giraffen-Bild nicht eine Fälschung ist. Bald werden sie eines Besseren belehrt.

Everything will change ist der neue Film des Regisseurs Marten Persiel („This ain’t California“). Der Sohn von aktiven Naturschützern hat zum aktuellen Stand der Artenvernichtung auf der Erde recherchiert und katastrophale Antworten erhalten. Doch was tun – Dokumentarfilme mit runterziehender Botschaft gibt es schließlich zuhauf. Persiel wendet einen Trick an – in der Welt von Ben, Fini und Cherry im Jahr 2054 ist alles schon verloren, doch die Menschen im Jahr 2022 können die Katastrophale noch abwenden. Aus ihrer Sicht leben wir also noch mit Handlungsoptionen, und das ist für die Menschen von 2022 eine Position, der oftmals schon gar nicht mehr eingenommen wird.

Die eigentliche Besonderheit des Films aber ist: Er ist ein Hybrid aus Science-Fiction und Dokumentar- und Naturfilm. Viele – zum Teil brutale – Sequenzen aus Naturfilmen und Aussagen von warnenden Wissenschaftlern zu Klimakatastrophe und Artensterben. Und Wim Wenders bringt mit seinen Sätzen zum Bewusstsein der Spezies Mensch die Basis allen Übels auf die Agenda – nicht ohne hinzuzufügen, dass dieses Bewusstsein ganz dialektisch auch die Rettung des Ökotops Erde bewirken kann. jw