EssenDas Wunder von Bern (2003)
- Originaltitel Das Wunder von Bern
- Regie Sönke Wortmann
- DarstellerInnen
- Buch
- Entstehungsjahr 2003
- Land Deutschland
- Filmlänge 117 min
- Filmstart 10.6.2004
- FSK 6
- Genres
Vorstellungen
Bewertung
Filminhalt
Das Wunder ist zuerst einmal ein anderes: Wortmann, seit Jahren lustlos wie ein alternder, pomadiger Kicker und mit Filmen wie Grottenkicks, hat wieder neue Offensivkräfte. Den Mythos des WM-Siegs von 1954 verknüpft er geschickt und pathetisch mit einer Bestandsaufnahme des siechenden Nachkriegsdeutschland. Der 11-jährige Matthias (Klamroth) ist Taschenträger des jungen Helmut Rahn, eines Leder-Luftikusses zwischen Genie und Zechtour. „Wenn Du nicht dabei bist“, sagt ihm Rahn, „gewinnen wir die engen Spiele nicht.“ Als Matthias Vater Richard (Klamroths Vater Lohmeyer) aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrt, drangsaliert er die zwangsemanzipierte Restfamilie mit anachronistischen deutschen Werten wie Disziplin und Gehorsam. Gleichzeitig siegt sich die deutsche Fußballnationalmannschaft bei der WM in der Schweiz von Runde zu Runde. Aber ohne Matthias kann Rahn das entscheidende Tor nicht schießen … Eine kongeniale Verknüpfung von Tatsachen und hinzugedachter Legendenbildung. Die Rollen von Herberger u. a. sind akkurat besetzt, und auch die Ruhrpott-Realität ist nicht beschönigt, wenn auch hier und da ein Kohlewerk zuviel im Hintergrund wie eine Burg rumsteht. Für Fußballfan Wortmann stellt das ein Herzensthema dar, so liebevoll und voller Energie drängt es von der Leinwand herunter. Und ob es nun stimmt oder nicht, dass Sepp Herberger seinen Ausspruch „Der Ball ist rund, und das Spiel dauert 90 Minuten“ von einer Schweizer Putzfrau hat: Es hat so viel verspielten Charme, dass man es glauben möchte.
Nach dem WM-Triumph spielte die Mannschaft so nie wieder zusammen. Darum ging es auch nicht – die Aufgabe von Walter, Rahn & Co. war viel größer, als dass sie in sportlichen Begrifflichkeiten zu messen wäre. Durch ihren Sieg gaben sie einer am Boden liegenden Nation die Kraft für eine Zukunft – das Wirtschaftswunder. Es ist eine der wichtigsten Geschichten Nachkriegsdeutschlands, vielleicht die wichtigste, denn sie handelt von der Neugeburt einer Nation. Wurde Zeit, dass sie jemand erzählt. (vs)