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Erbsen auf halb 6 (2003)

Erbsen auf halb 6 (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Es sind die Hände, immer wieder die Hände. Sie erkunden tastend eine Mauer, öffnen sich dem Regen, definieren den Rand eines Trinkglases. Die Hände sind das wichtigste Hilfsmittel, das Lilly (Haberlandt) und Jakob (Snaer Gudnason) auf ihrer Odyssee von Hamburg nach Weißrussland haben, wo Jakob seine todkranke Mutter ein letzes Mal „sehen“ möchte. Denn Lilly und Jakob sind blind – sie von Geburt an, er seit seinem Unfall. Endlose Landschaften gleiten ihnen vorbei, karge Wüsten, das weite Weiße Meer. Lilly und Jakob können es nur erfühlen, riechen, schmecken und hören – anhand der unterschiedlichen Klänge der Regentropfen. Lars Büchel erreicht in seiner Geschichte über die Annäherung zweier Menschen ein Niveau, das an Wenders’ bessere Werke erinnert. Auch wenn der Anfang des Films mit seinen gestelzten Dialogen daran krankt, dass Fritzi Haberlandt eine hervorragende Bühnendarstellerin ist, aber eben keine Filmschauspielerin. Die langen Kameraeinstellungen, die Musik von Wolfsheim und die bedächtige Entwicklung der Handlung bilden ein einziges Plädoyer für die Behutsamkeit. Und für das Hinsehen – wie auch immer sich das anfühlen mag. (bl)