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Effigie – Das Gift und die Stadt (2019)

Effigie - Das Gift und die Stadt (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Zwei Frauen stehen im Mittelpunkt dieses Historienkrimis; Effigie – Das Gift und die Stadt beruht auf realen Ereignissen und spielt nur 15 Jahre nach Napoleons Niederlage im großen Eroberungsfeldzug nach Russland im Jahr 1828. Zum Verständnis der Situation: In Bremen, wo die Handlung spielt, wurde die von Napoleon abgeschaffte Inquisition vor kurzem wieder eingeführt. In dieser Phase der Restauration kommt Cato Böhmer (Elisa Thiemann) in die Stadt und wird Protokollantin des Untersuchungsrichters Senator Droste.

Die andere Frau ist Gesche Gottfried (Suzan Anbeh), die nach einer Anzeige des Müllermeisters Steitz gegen Ungekannt in den Verdacht gerät, Menschen vergiften zu wollen. Cato Böhmers klare Analysen, ihr Ehrgeiz und ihre Pläne, Juristin zu werden, bestimmen den gesamten Film, der neben der erschreckenden Aufklärung etlicher Giftmorde unter der Bevölkerung auch einen Machtkampf in der Investitionspolitik beschreibt: Der Bürgermeister sowie Senator Droste wollen angesichts des Aufschwungs von Produktion, Wirtschaft und Handel die Eisenbahn fördern, während Kapitän Ehlers mit allen Mitteln der Intrige versucht, die Schifffahrt in Bremen voranzubringen.

Regisseur Udo Flohr, der von Beruf auch Wissenschaftsjournalist ist, zeigt in seinem Film Effigie also nicht nur zwei völlig unterschiedliche Frauenbilder, die keinen Platz nebeneinander haben; er bettet diese Geschichte auch in die gesamtgesellschaftliche Entwicklung der Zeit ein. Filmästhetisch stellt Flohr keine neuen Maßstäbe, Schlichtheit ist in diesem Low-Budget-Film sein Trumpf, nur als die Situation eskaliert und Menschen vergiftet werden, nimmt der Film für einen kurzen Moment Fahrt auf. Ansonsten dominieren in diesem Kammerspiel Blicke, Gesten und ruhige Wortwechsel in der Zeit kurz vor der großen Beschleunigung. jw

  • Effigie - Das Gift und die Stadt (Filmbild 4)