Effi Briest (2008)

Große deutsche Regisseure wie Gustaf Gründgens und Rainer Werner Fassbinder nahmen sich in der Vergangenheit des Romans von Theodor Fontane an. Nun legt Hermine Huntgeburth die insgesamt fünfte „Effi Briest“-Verfilmung vor – und es stellt sich die Frage nach dem Warum. Huntgeburth („Die weiße Massai“) selbst begründet diesen Film mit einer leichten Abänderung der Vorlage von 1894: Bei ihr geht die Ehebrecherin Effi am Ende nicht zugrunde, sondern wagt den Schritt in ein selbständiges Leben. Ansonsten aber bleibt alles beim Alten: Mit 17 heiratet Effi (Julia Jentsch) den fast 20 Jahre älteren Baron von Instetten (Sebastian Koch), ist unglücklich, beginnt eine Affäre mit Major Crampas (Mišel Matičević). Jahre später erfährt von Instetten von dem Verrat, bei einem Duell nimmt er Crampas das Leben, um seine Ehefrau anschließend zu verlassen. Und auch Effis Eltern verstoßen ihre Tochter. Was man der Regisseurin zugute halten muss: Sie verzichtet darauf, „Effi Briest“ als opulenten Kostümschinken zu inszenieren.

Ein Emanzipationsroman ist „Effi Briest“ auch in Huntgeburths Version nicht

Ihre Bilder sind nicht überfrachtet bunt, sondern blass, nüchtern und ausgewaschen – vor allen Dingen die Szenen, die an der Ostseeküste spielen. Julia Jentsch passt perfekt in diese Ästhetik: Ihre Effi ist bodenständig, natürlich, kein Stück blasiert; ein sympathisches Mädchen, dem das große Drama passiert, ohne dass es selbst sich als dramatische Figur versteht. Und trotzdem: Dass Effi bei Huntgeburth letztlich an den gesellschaftlichen Konventionen nicht zerbricht, sondern mit geradem Rücken durch die Straßen Berlins geht, ändert nichts an der Angestaubtheit der Geschichte. Ein Emanzipationsroman nämlich ist „Effi Briest“ auch in Huntgeburths Version nicht. Schließlich ist auch ihre Effi keine Kämpferin, sondern eine Frau, die das Ausgestoßensein und die Trennung von der geliebten Tochter hinnimmt und erträgt. (jul)