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Die Unschärferelation der Liebe (2023)

Die Unschärferelation der Liebe (2023) (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Zufallsbekanntschaften, die einem mehr aus ihrem Privat- und Intimleben erzählen, als man jemals wissen wollte, bleiben – zum Glück – in aller Regel Episoden. Für Greta (Caroline Peters) dagegen und Alexander (Burghardt Klaußner), sie Mitte 40, er Mitte 60, wird ihre Begegnung an einer Berliner Bushaltestelle ein Wendepunkt in ihren bis dahin einsamen Leben – in ihrem als Schulsekretärin, in seinem als Inhaber einer nicht besonders gut laufenden Metzgerei. Er ist ein Typ, der sich für bodenständig und realistisch hält (und die vielen Verletzungen, die ihm das Leben beigebracht hat, vermeintlich sicher in der hintersten Schublade abgelegt hat); sie dagegen irrlichtert um ihn herum, widerspricht sich beinahe in jedem Satz selbst und erzählt die bizarrsten (und vermutlich gelogenen) Geschichten. Das kann, mit solchen beiden, niemals gutgehen – oder etwa doch?

Regisseur Lars Kraume bietet nach „Der Staat gegen Fritz Bauer“, „Das schweigende Klassenzimmer“ und zuletzt „Der vermessene Mensch“ diesmal vergleichsweise leichte Kost, wenn er seine Hauptfiguren 90 Minuten in ihren seelischen Höhen und Tiefen, Spleens und Merkwürdigkeiten zeigt. Seine Inszenierung leugnet nicht die Herkunft des Stoffes vom gehobenen Boulevardtheater. Das hätte auch hier das Resultat sein können, wenn Peters und Klaußner nicht so herausragende Darsteller wären, die locker alle die zahlreichen Stellen überspielen, an denen die Vorlage Tiefsinnigkeit nur behauptet, aber nicht einlöst. Angefangen beim fehlgeleiteten Kuss zu Beginn, der Greta spontan dem ihr unbekannten Alexander verpasst, bleibt vieles in der Schwebe, was die beiden Hauptfiguren motiviert; Caroline Peters und Burghardt Klaußner machen sich diese Unschärfe aber absolut zu eigen und erzeugen eine wunderbare Leichtigkeit. So gelingt es dem Film – mit ein wenig Woody Allen’schem Großstadtblues, etwas von Kaurismäkis lakonischem Existentialismus – bis zum Ende kurzweilig zu bleiben und selbst das olle Hallesche Tor in Berlin zu einem romantischen Ort zu machen.

  • Die Unschärferelation der Liebe (2023) (Filmbild 5)
  • Die Unschärferelation der Liebe (2023) (Filmbild 3)
  • Die Unschärferelation der Liebe (2023) (Filmbild 2)
  • Die Unschärferelation der Liebe (2023) (Filmbild 4)

Vorstellungen