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Die Stille nach dem Schuss (2000)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Volker Schlöndorffs Filme werden immer wieder gern mit Häme bedacht – und das bisweilen nicht zu Unrecht, wenn sie ganz in Deutsch-Leistungskurs-Manier das Publikum etwas lehren wollten. „Leichtigkeit“ hat weißgott kaum jemand mit Schlöndorff assoziiert, eher die deutsche Neigung zur verkrampften Tiefsinnigkeit. Aber die geheime Geschichte der RAF-Kämpen im Exil, die erst nach der Wende bekannt wurde, hat in Schlöndorff ihren kongenialen Erzähler gefunden. Er hat das nötige Zeitzeugentum, um die Siebziger liebevoll auszustatten, aber auch den Schalk, sich an einer Ost-Betriebsfeier in krassem Holzfunier-Dekor und einer unterirdisch schlechten Showband zu erfreuen, die „Life is live“ ermordet.

„Die Stille nach dem Schuss“ hätte das melodramatische Ende nicht gebraucht

Vor allem ist Schlöndorff der Gefahr aus dem Weg gegangen, die 20 Jahre im Leben der Rita Vogt als zeitgeschichtliches Epos zeigen zu wollen; nein, er pointiert, er tupft das frühe Terroristenleben in kurzen Sequenzen als Möchtegern-Untergrund-Bohème und konzentriert sich auf das „normale“ Leben Ritas, ausgestattet mit wechselnden, vom freundlichen Herrn von der Stasi massgeschneiderten Legenden, auf den Alltag einer Werktätigen. Bibiana Beglau in ihrer ersten großen Filmrolle trägt „Die Stille nach dem Schuss“. Als wandelnde Lüge begegnet sie ihrer Umgebung mit Misstrauen und sehnt sich doch nach Nähe, nach einem eigentlichen Leben. Aber eins, Volker Schlöndorff, muss ich meckern: Das melodramatische Ende hätte es nicht gebraucht – die Tragik der Rita Vogt ist in den kleinen Fluchten viel ergreifender. (rr)