Die Purpursegel (2022)

Sehnsucht ist das große Thema von Regisseur Pietro Marcello. Das war bei seiner Jack-London-Verfilmung „Martin Eden“ so, mit der er 2019 international bekannt wurde, und das setzt sich mit seinem neuen Film „Die Purpursegel“ fort. Nordfrankreich, kurz nach dem Ersten Weltkrieg: Juliette (Juliette Jouan) und ihre Familie werden von den Dorfbewohnern ausgegrenzt und verlacht. Die junge Frau träumt schon lang davon, ihrer engen Welt zu entfliehen, und doch würde sie nie ihren Vater, den Holzschnitzer Raphaël (Raphaël Thiéry), verlassen. Als es aber den Abenteurer und Piloten Jean (Louis Garrel) in Juliettes Dorf verschlägt (Motorschaden an seiner fliegenden Kiste), verliebt sie sich, absolut und unsterblich – und steht nun vor einer großen Entscheidung … Pietro Marcellos impressionistischer Stil mischt harten Realismus, der die harschen Bedingungen des Lebens auf dem Land und reichlich menschliche Abgründe zeigt, mit träumerischen Sequenzen – und lässt auch eine Portion Magie in diese Welt hinein. Körnige Bilder mit bewusst eingesetzter Unschärfe signalisieren, dass Juliettes Geschichte als poetisches Märchen verstanden werden soll. Wer sich darauf einlässt, wird, genau wie im Märchen, mit einem Happy End belohnt.