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Die Päpstin (2009)

Die Päpstin (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Nicht alles, was lange währt, wird auch endlich gut. Nehmen wir zum Beispiel Volker Schlöndorff: Mehr als fünf Jahre lang arbeitete der „Blechtrommel“-Regisseur an seinem Herzensprojekt, der Verfilmung der Legende von Johanna von Ingelheim. Doch dann kritisierte Schlöndorff in einem Zeitungsinterview die Einflussnahme des Fernsehens auf Kinofilme – und wurde von der viel mit Fernsehgeldern operierenden und eng ans ZDF gebundenen Constantin Film kurzerhand gefeuert. Unter Regie von Sönke Wortmann kommt „Die Päpstin“, basierend auf dem gleichnamigen Bestseller von Donna W. Cross, nun ins Kino. Als opulent ausgestatteter Historienfilm, als großes Kino mit Starbesetzung, als packendes Drama mit einer stolzen Länge von 148 Minuten.

Für „Die Päpstin“ gibt es ein Happy End

Womit wir wieder beim langen Währen wären: Nein, am Ende von „Die Päpstin“ wird nicht alles gut. Denn für die intelligente und herzensgute Johanna (Johanna Wokalek), die im 9. Jahrhundert gegen den Willen ihres grausamen und tiefreligiösen Vaters das Schreiben und Lesen, mehrere Sprachen sowie Philosophie und Heilkunde lernt, gibt es kein Happy End. Das darf man ruhig verraten, denn es ist in den verschiedenen Versionen der Legende und auch in der Romanvorlage nicht anders. Johanna schafft es zwar, als Mann verkleidet erst in ein Kloster aufgenommen zu werden, schließlich nach Rom zu gelangen, dort Leibarzt von Papst Sergius (goldig: John Goodman) und schließlich sogar dessen Nachfolger zu werden. Doch am Ende müssen sie und ihr heimlicher Geliebter, der Graf und Soldat Gerold (David Wenham), das mit dem Leben bezahlen.

Eine historisch umstrittene Einzelkämpferin

Wortmann erzählt die Geschichte der historisch umstrittenen Einzelkämpferin Johanna in perfekt durchkomponierten Bildern, die mit vergleichbaren Hollywoodproduktionen mithalten können. Hier starrt das Mittelalter vor Dreck, Schlachten sind ebenso opulent wie blutig, und Lepramale sehen auch aus nächster Nähe noch zum Schütteln aus. Zur Perfektion des Films trägt darüber hinaus bei, dass alle Schauspieler erstklassige Arbeit leisten – auch Nebenrollen wie Johannas jähzorniger Vater (Iain Glen) sind durchweg gut besetzt. Zum epischen Gesamtpaket gehört allerdings auch dazu, dass das Ganze oft übertrieben mit drohender Musik unterlegt und überdramatisch inszeniert ist.

Es bleibt ein komisches Gefühl

Obwohl „Die Päpstin“ gute Unterhaltung und sogar noch ein bisschen mehr ist, bleibt nach dem Ende des Films ein komisches Gefühl. „Regie: Sönke Wortmann“ steht da. Was hätte Volker Schlöndorff wohl aus dem Stoff gemacht? Wie hätte die von ihm präferierte Franka Potente die Hauptrolle ausgefüllt? Wie sehr hätte der Film dann noch dem Roman geähnelt? Wäre Johanna feministischer, rebellischer gewesen? Und hätte Schlöndorff auf den Historienschmonz verzichtet? Diese Fragen bleiben unbeantwortet. Was lange währt, wird definitiv anders, als am Anfang angenommen. (jul)

  • Die Päpstin (Filmbild 2)
  • Die Päpstin (Filmbild 3)
  • Die Päpstin (Filmbild 4)
  • Die Päpstin (Filmbild 5)