Die Nonne (2012)

Suzanne Simonin (Pauline Étienne) weiß es nicht, aber sie ist ein uneheliches Kind ihrer Mutter (Martina Gedeck). Des­halb kann Suzanne auch nicht verstehen, warum sie ins Kloster geschickt wird. Als sie sich weigert, das Gelübde abzulegen, wird sie wieder nach Hause geschickt. Doch schließlich setzt sich die Familie durch. Guillaume Nicloux’ Verfilmung von Denis Diderots Roman „La religieuse“ zeigt ungeschönt, wie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Bürgertum Entscheidungen getroffen wurden und welche Folgen diese Entscheidungen hatten. Am Ende aber ist es ein Film über eine größtmögliche Emanzipation; das Mobbing, das die selbstbewusste Suzanne im Kloster erleidet, wird plastisch und brutal in Szene gesetzt, ihre charakterliche Stärke vor diesem Hintergrund eindring­lich inszeniert. Nicloux verzichtet fast durchgängig auf eine ruhige Stativkamera, hält aber meist ohne Schwenks oder Zooms einfach drauf, wodurch selbst Bilder der Gewalt noch etwas Intimes und Gefühlvolles besitzen. (jw)