Die Herbstzeitlosen (2006)

Selbst Freunde von Untertiteln sind beim Trailer dieses Filmes überfordert: Schnell geschnittene Szenen mit atemlosen Dialogen im radebrechendem Schweizerdeutsch ziehen an einem vorbei, ehe man die Untertitel ansatzweise lesen konnte. Auf Spielfilmlänge bestimmt ein eher unaufgeregtes Tempo diese Komödie aus dem Schweizer Emmertal, in dem auch sonst die Zeit langsamer verstreicht. Wo würde sich sonst ein straff organisiertes Patriarchat samt Pfarrer und Chorleiter gegen eine 80-jährige Witwe auflehnen, die den Tanta-Emma-Laden ihres verstorbenen Gatten in einen Spitzenwäscheshop umwandelt? Gegen alle alten- und frauenfeindlichen Widerstände kämpft Martha (Stephanie Glaser) mit ihren drei Freundinnen um ihren Traum. Das ist konservativ in Szene gesetzt, überraschungsarm, unterhält aber mit schwarzhumorigem Witz und Dank des Charmes der Bühnenikonie Glaser auf anrührende Weise. Und der etwas abgestandene Provinzcharakter hat ja auch zuletzt dem Millionenerfolg „Wer früher stirbt ist länger tot“ nicht im Weg gestanden. In der Schweiz war „Die Herbstzeitlosen“ letztes Jahr erfolgreicher als „Der Teufel trägt Prada“. Wenn schon Heimatfilm, dann so – und bitte nur im Schweizer Original! (rk)