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Die fetten Jahre sind vorbei (2004)

Die fetten Jahre sind vorbei (Poster)

Bewertung

„Muss man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Die Reichen zu reich, finden Jan (Brühl) und Peter (Erceg). Darum brechen sie nachts in Villen ein und hinterlassen den wohlhabenden Bewohnern umgeräumtes Mobiliar und subversive Boschaften. Als Peters Freundin Jule (Jentsch) dahinterkommt, sich in Jan verliebt und alle drei außerplanmäßig einen Villenbesitzer entführen, teilen sich Systemgegner und Top-Manager eine Blockhüte in den Bergen… Endlich wendet sich das deutsche Kino dem Themenkompex Globalisierung/Kapitalismus zu – na gut, ein Österreicher tut es. Hans Weingartner zeigt in krisseligen DV-Bildern die Ohmacht und Wut einer Jugend ohne Jugendbewegung. Er sucht keine einfachen Antworten: Der Millionär entpuppt sich als selbstkritischer Alt-68er, und die selbsternannten Revoluzzer erkennen, dass sie zwar ein Feindbild, aber keinen Plan haben. Weingartner gelingt eine ausgereifte Balance zwischen stillem Humor und knallhart ausdiskutiertem Klassenkampf. Daniel Brühl vereinigt dabei als angry young man die Verzweiflung des modernen Menschen in sich, der merkt, dass er nur ein machtloses Rädchen im Konsumgetriebe ist. Da glaubt man dem Filou Weingartner dann sogar fast, dass tatsächlich eine Annnäherung zwischen Kapitalist und Kämpfer möglich ist. Aber nur fast – aktiver Widerstand bleibt doch die einzige Waffe gegen Neoliberalismus, sagt der Film, wenn Jule, Jan und Peter auf einer gestohlenen Yacht gen Mittelmeer brausen. Es gibt viel zu sabotieren – packen wir es an! (vs)