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Die drei Musketiere: D’Artagnan (2021)

Die drei Musketiere: D'Artagnan (2021) (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Im Paris des frühen 17. Jahrhunderts toben die ideologischen Grabenkämpfe zwischen Katholiken und Protestanten, und im Königshaus buhlen Kardinal Richelieu (Éric Ruf) und der Bruder (Julien Frison) des Königs Ludwig XIII (Louis Garrel) um Einflussnahme. Dass ausgerechnet die in der Brusttasche klemmende Bibel dem jungen Charles D’Artagnan (François Civil) zu Beginn des Films das Leben rettet, entbehrt in der von Religionskriegen geplagten Zeit nicht einer schicksalshaften Ironie.

D’Artagnan will Teil der Garde der Musketiere werden: Selbstbewusst wie er ist, verzichtet er auf eine ohnehin wenig aussichtsreiche Bewerbung und duelliert sich stattdessen mit den renommierten Musketieren Athos (Vincent Cassel), Porthos (Pio Marmaï) und Aramis (Romain Duris). Pack schlägt sich, Pack verträgt sich – und schon heißt es: „Einer für alle, alle für einen“. Doch der sozialdemokratische Traum wärt nicht lange, und ehe sie sich versehen, stecken die vier bemäntelten Grandseigneurs tief in den intriganten Schlammschlachten zwischen England und Frankreich.

Düsterer Kitsch

Kaum ein anderes Werk der Weltliteratur wurde so oft verfilmt wie Alexandre Dumas „Die drei Musketiere“ von 1844. Darunter auch groteske Versuche, wie etwa die RTL-Serie von 1992 mit David Hasselhoff und Thomas Gottschalk. Jedoch verzichtet die französische Neuauflage unter der Regie von Martin Bourboulon dankenswerterweise auf einfältigen Klamauk und nähert sich dem Epos mit bildgewaltiger Sprache. Die opulente Kostümschau spart sich groß angelegte Action und fängt den liebenswerten Kitsch, den ein solches Mantel-und-Degen-Drama nun mal braucht, mit inszenatorischer Patina wieder ein: Die Stadt der Liebe wird düster und dreckig.

Die drei Musketiere: Rise of the Sisterhood

Als sich D’Artagnan in Constance Bonacieux (Lynda Khoudri), die Vertraute der Königin (Vicky Krieps), verliebt, Athos ein brutaler Mord angehängt wird, und der Herzog von Buckingham (Jacob Fortune-Lloyd) mittels eines gefälschten Briefs nach Paris und in einen Hinterhalt gelockt wird, führen alle Spuren zur geheimnisvollen Milady de Winter (Eva Green) – wobei wir nun bei den Frauenrollen des Films angelangt wären: Zwar sind die Männer mit phallischen Degen immer noch die Helden, und doch bricht Bourboulon, soweit es das Originalmaterial zulässt, mit dem Typus der intriganten Femme Fatale.

So legt er etwa die patriarchale Struktur hinter der Königin frei, für die weder ein freier Wille, noch ein Ausweg existiert. Liebe, Familie und Freundschaft werden in der von Männern gemachten Welt, der Gottes- und Königstreue unterworfen, und so hilft nur die Sisterhood zwischen der Königin und ihrer Kammerzofe. Und wer nach den knapp zwei Stunden noch den Abspann abwartet und den Liter Cola in der Blase hält, wird mit einem kleinen Ausblick auf den zweiten, finalen Teil belohnt.

  • Die drei Musketiere: D'Artagnan (2021) (Filmbild 4)
  • Die drei Musketiere: D'Artagnan (2021) (Filmbild 5)
  • Die drei Musketiere: D'Artagnan (2021) (Filmbild 2)
  • Die drei Musketiere: D'Artagnan (2021) (Filmbild 3)

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