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Dibbuk – Eine Hochzeit in Polen (2015)

Dibbuk - Eine Hochzeit in Polen (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Die jüdische Legende des Dämonen Dibbuk verarbeitete bereits Ole Bornedal in seinem Standardgrusler „Possession – Das Dunkle in dir“ (2012). Der polnische Filmemacher Marcin Wrona legt den vermeintlichen Exorzismushorror nun als gesellschaftliches Sittenbild und Allegorie auf verdrängte Geschichte an, genauer: die des Antisemitismus in Polen, der Mitte der 30er-Jahre unter der nationalistischen Regierung in Segregation und Gewalt gipfelte. Auf seiner Hochzeitsfeier findet Bräutigam Piotr zunächst ein im Schlamm vergrabenes Skelett, das vom Regen freigespült wird, dann wird er vom Geist eines jüdischen Mädchens heimgesucht. Doch es wird weitergefeiert. Der Wodka fließt in Strömen, und wenn die Flasche leer ist, dann wird direkt die nächste beschafft, ganz so, als könne mit dem Alkohol auch die Veranwortung ertränkt werden.

„Dibbuk – Eine Hochzeit in Polen“ ist eine Mahnung an rechtsgerichteten Kräften

Je deutlicher der Geist sich bemerkbar macht, desto lauter wird das Festlage; durch subtile Verschiebungen in Bild und Ton lädt Wrona die falsche Ausgelassenheit mit Unbehagen auf, bis klar ist: Der wahre Horror liegt hier im Wegschauen. So ist „Dibbuk – Eine Hochzeit in Polen“ auch eine Mahnung – das dargestellte Verhalten begünstigt letztlich auch das Erstarken rechtsgerichtete Kräfte, die auch heute in Polen wieder an der Macht sind. Das subtile Genrekammerspiel, das sein Anliegen nie plakativ ausformuliert, wird leider Marcin Wronas letzter Film bleiben: Der Regisseur nahm sich im September 2015 vor der Aufführung seines Films beim Filmfest in Gdynia das Leben. sb

  • Dibbuk - Eine Hochzeit in Polen (Filmbild 2)
  • Dibbuk - Eine Hochzeit in Polen (Filmbild 3)
  • Dibbuk - Eine Hochzeit in Polen (Filmbild 4)
  • Dibbuk - Eine Hochzeit in Polen (Filmbild 5)