Zum Inhalt springen

Der Trafikant (2018)

Der Trafikant (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

1937: Der junge Franz zieht nach Wien und begegnet dort Sigmund Freud. Romanverfilmung nach Robert Seethaler

Filminhalt

Mit Romanverfilmungen ist das so eine Sache: Weicht man zu sehr von der Vorlage ab, hagelt es Kritik von Seiten der Leser, klammert man sich zu sehr an das Buch, entsteht ein Film wie diese Adaption von Robert Seethalers Bestseller. Brav erzählt Nikolaus Leytner Schritt für Schritt die Handlung nach: Franz (Simon Morzé) vom Attersee zieht zu Otto Trsnjek (Johannes Krisch) nach Wien, um in seiner Trafik (Österreichisch für Kiosk) zu arbeiten, begegnet dort Sigmund Freud (Bruno Ganz) und verliebt sich in die Varietétänzerin Anezka (Emma Drogunova) – und das alles 1937, kurz vor dem Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich. So weit, so solide. Doch die Zwischentöne bleiben auf der Strecke. Franz‘ unbedarfter Blick auf das politischen Spannungsfeld kommt zu kurz, und die Figuren wirken wie Abziehbildchen – Freud ist zu nett, Trsnjek zu politisch und Anezka zu verrucht. Interessant wird es dann, wenn Leytner sich traut, von Seethaler abzuweichen. So schafft seine visuelle Interpretation von Franz‘ Träumen eine neue Bedeutungsebene: Die düsteren, surrealistischen Sequenzen am Attersee sind von roten Akzenten durchbrochen, die nicht zufällig die Farbgebung der Hakenkreuzfahnen aufnehmen. Von diesem Gespür für das Medium Film hätte man sich mehr gewünscht – so ist man mit dem Roman doch besser bedient. mm

  • Der Trafikant (Filmbild 2)
  • Der Trafikant (Filmbild 3)
  • Der Trafikant (Filmbild 4)
  • Der Trafikant (Filmbild 5)