Der Stellvertreter (2001)

Der neuen Film von Costa-Gavras hat einen zeitlosen Touch: keine visuellen Experimente, keine Mega-Stars aus Hollywood. Er erzählt vom SS-Offizier Kurt Gerstein (Ulrich Tukur), der für die Beschaffung von Zyklon B zuständig ist, das in den Gaskammern zur Judenvernichtung verwendet wird. Als er Augenzeuge des Genozids wird, versucht er mithilfe des Priesters Riccardo (Mathieu Kassovitz) verzweifelt, die Weltöffentlichkeit und auch den Papst in Rom zum Einschreiten zu bewegen. Doch der hält sich raus. Die Ähnlichkeit zwischen den ästhetischen Formalismen der katholischen Kirche und denen der Nazis, die unrühmliche Rolle von Papst Pius XII und die Frage nach der Verantwortung des Einzelnen bilden die sperrige Basis dieser Hochhuth-Adaptation. Doch bei aller Demut vor dem Thema Holocaust vermisst man Spannung: Der Horror spult sich ungestört ab. Wobei das der wahre Horror dahinter sein mag. (gs)