Der Sommer mit Mamã (2015)

13 Jahre ist die Haushälterin Val bereits bei ihrem wohlhabenden Dienstherren und wird längst als ein Teil der Familie betrachtet. Doch an den verinnerlichten Standesunterschieden ändert das nichts. In den Swimmingpool hat sie noch nie einen Fuß gesetzt, als Angestellte isst sie nur in der Küche, und das Wohnzimmer betritt sie lediglich zum Putzen. Und so verharrt auch die Kamera ganz artig an der Türschwelle. Vals Tocher Jéssica (Márdila) allerdings, die fernab bei einer Freundin aufwuchs und nun zur Uni-Aufnahmeprüfung nach São Paulo kommt, ignoriert diese ungeschriebenen hierarchischen Gesetze. Frech und selbstbewusst bringt sie die Machtverhältnisse ins Wanken … Regisseurin Anna Muylaerts thematisiert in ihrem mit dem Berlinale-Publikumspreis ausgezeichneten Film den gesellschaftlichen Wandel Brasiliens und verzichtet dabei auf eine dogmatische Schwarz-Weiß-Zeichnung zugunsten lebendiger, differenzierter Charaktere. Allen voran Val, der Regina Casé jede Menge Charme und Witz verleiht und mit ihrer Energie und Herzlichkeit die Zuschauer für sich einnimmt. (ascho)