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Der letzte Zug (2006)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Artur Brauners letztes Projekt als Filmproduzent (und Autor) stand nie unter einem guten Stern: Erst sprangen Rolf Schübel und Armin Mueller-Stahl wegen kreativer Differenzen kurzfristig vom Regiestuhl, dann verletzte ein umstürzender Kamerakran den eingesprungenen Joseph Vilsmaier schwer. Gemessen am Chaos ist das fertige Werk überraschend solide, leidet aber unter Klischees und wechselhaften Darstellerleistungen. „Der letzte Zug“ für hunderte Juden fährt 1943 von Berlin nach Auschwitz. Der Film konzentriert sich dabei auf einen Wagon der Todesbahn. Zusammengepfercht auf engstem Raum harren die Menschen aus, schmieden verzweifelt Fluchtpläne, teilen sich das bisschen Wasser, das sie haben, trauern um die Toten und verlieren den Verstand. Die Kamera positioniert sich stets inmitten der zum Tode Verurteilten.

„Der letzte Zug“ lässt einem kalt ums Herz werden

Dramaturgisch aber liefert das Drehbuch zu viel zum Stereotyp Geronnenes: den zackigen SS-Mann, der jeden erschießt, der den Mund aufmacht, besoffene ukrainische Handlanger, die in den Zug schießen, gute Nazis, die Brot an die Deportierten verteilen. Neben Figuren ohne großen Tiefgang ist es letztendlich diese Starre, der Respekt vor dem eigenen Thema, der den Film in konventionellen Mustern verharren lässt. Zu selten berühren die Schicksale und die Bilder wirklich. Am Ende steht ein alter jüdischer Sänger auf der Rampe in Auschwitz und singt Beethovens Vertonung von Schillers „Ode an die Freude“. Da wird einem kurz kalt ums Herz – auch, weil man begreift, dass das Unabbildbare niemals abzubilden sein wird. (vs)