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Der Fluß (1997)

Bewertung

„Muss man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Dass dieser Film 1997 bei der Berlinale mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde – es hat ihm nichts genutzt. Kein Verleih wollte das kleine Meisterwerk in die Kinos bringen. Zu sperrig, zu merkwürdig die Geschichte. „Langatmig“ schimpften damals einige Kritiker, die keine Szenen ertragen können, in denen es drei Minuten lang keine Schnitte gibt. Aber gerade das macht die seltsame Sogwirkung der irritierenden Geschichte aus. Eine Familie in Taipeh lebt schweigend nebeneinander her, unfähig zu kommunizieren, sich selbst und den anderen gegenüber entfremdet. Der Sohn plagt sich nach einem Bad im Fluss mit einer merkwürdigen Krankheit herum, der Vater sucht heimlich Sex mit jungen Männern, während Mama zuhause Softpornos schaut. Und allenthalben prasselt der Regen. Die Apathie und Entfremdung einer ganzen Gesellschaft, eines ganzes Jahrzehnts packt Ming-liang in spröde Metaphern. Die Zuschauer im Kinosessel lässt er leiden wie seine Protagonisten. Die einen werden genervt aufstöhnen, die anderen stumm und erschlagen nach Hause wanken. Und die Stimmung dieser zwei Stunden Film-Zeit so schnell nicht mehr vergessen. (ascho)