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Der Baader Meinhof Komplex (2008)

Der Baader Meinhof Komplex (Poster)

Trailer

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

„Der Baader Meinhof Komplex“ unterliegt einem fuliminanten Irrtum. Wie Produzent und Drehbuchautor Bernd Eichinger sagte, ginge es dem Film hauptsächlich darum, die RAF zu entmystifizieren. Doch so hehr und gleichzeitig hybrisch dieses Vorhaben für einen Macher von Unterhaltungskino auch erscheinen mag – von welchem Mythos redet Eichinger eigentlich? Auf wie vielen Demonstrationen linksgerichteter Gruppen spielt die RAF eine Rolle? Wer trägt T-Shirts, auf denen Andreas Baader oder Gudrun Ensslin in in schwarzer Silhouette auf rotem Hintergrund abgebildet sind? Sitzen Attac-Mitglieder oder gewaltbereite Autonome abends ums Lagerfeuer oder die Bierkiste und schwärmen von den Taten von Meinhof und Co.? Die Rote Armee Fraktion umgibt kein revolutionäres Pathos wie Che Guevara. Die RAF-Terroristen, das findet auch Eichinger, waren brutale, mitleidslose Mörder die höchstens in der ersten Generation so etwas wie Unterstützung in der deutschen Bevölkerung fanden. Die zweite Generation hatte diese milde Sympathie durch die Brutalität und Wahllosigkeit ihrer Morde und Anschläge schnell verspielt.

„Der Baader Meinhof Komplex“ hakt Fakten ab wie Schulstoff

Wenn Eichinger von einem Mythos redet, der entzaubert werden muss, dann kann es sich nur um einen Mythos handeln, der Eichinger selber und auch seine Kompagnons, Buchautor Stefan Aust und Regisseur Uli Edel, alle seit dem Tod von Benno Ohnesorg 1967 umtreibt. Alle drei hat die Rote Armee Fraktion in ihren jungen Erwachsenenjahren stark geprägt und fasziniert, Aust war sogar persönlich involviert. Arbeiten hier nur drei Männer ihre Vergangenheit auf, an einem Mythos, den es so nie gab, oder besser. der durch einen Film wie „Der Baader Meinhof Komplex“ erst geschaffen wird? Denn Eichinger und Edel enthalten sich jeder Wertung; ihr Film ist eine abgefilmte Version von Austs gleichnamigem Standardwerk, die sich durch sämtliche Fakten der RAF-Historie arbeitet und sie abhakt wie der Lehrer den Schulstoffplan: Schah von Persien, Ohnesorg, Dutschke, Springer, Kaufhausbomben, Baader-Befreiung, Polizistenmorde, Bombenanschläge, Verhaftung, Prozess, Bunack, Ponto, Mogadischu, Schleyer. Historisch ist das so akkurat wie möglich aufgearbeitet von den Dialogen bis zur Anzahl der beim Bubac-Mord abgefeuerten Schüssen. Doch ist diese Detailtreue dem Film kettlich mehr wert als auf die Einbindung der RAF in die zeitgeschichtlichen Zusammenhänge.

Eine zweifelhafte Mixtur

Die Handlung geht von Berlin nach Hamburg nach Jordanien nach Berlin nach Köln nach Stammheim – tiefergehende Motive und Gründe der Terroristen bleiben 150 Minuten genauso oberflächlich wie die Figur des BKA-Chefs Horst Herold, von Bruno Ganz als altersweiser, fast gutmütigen Onkel gespielt wird. Richtiggehend ärgerlich ist die Eichingersche Angewohnheit, seine Filme zur Starparade des deutschen Kinos aufzublasen: Jan Josef Liefers zweifelt an der RAF, Alexandra Maria Lara gibt eine minutenkurze Petra Schell, bis sie kurz und knapp erschossen wird, Hannah Herzsprung darf einen verzweifelten Satz ausstoßen, Tom Schilling Sebastian Blomberg als Dutschke ins Gesicht schießen, Jasmin Tabatabai einmal hochgucken, Katharina Wackernagel und Anna Thalbach die Waffe in die Hand nehmen. Die Rote Armee Fraktion als Gegenstand eines Prestigeprojektes, das einen Auslands-Oscars holen soll? Eine zweifelhafte Mixtur. Will nur abbilden, den Zuschauer die Bewertung überlasen. Doch kann ein Film sich bei einem so heiklen Thema, dem wohl heikelsten in der deutschen Geschichte aus dem Dritten Reich, es sich leisten, sich so aus der Verantwortung zu stehlen?

  • Der Baader Meinhof Komplex (Filmbild 2)
  • Der Baader Meinhof Komplex (Filmbild 3)
  • Der Baader Meinhof Komplex (Filmbild 4)
  • Der Baader Meinhof Komplex (Filmbild 5)