Das Herz von Jenin (2008)
- Originaltitel The Heart of Jenin
- Regie
- Buch
- Kamera Nadav Hekselmann
- Entstehungsjahr 2008
- Land Israel
- Filmlänge 90 min
- Filmstart 6.6.2024
- FSK 12
- Genres Dokumentation
Bewertung
Filminhalt
Nichts ist gefährlicher als Menschen, die keine Zweifel kennen. Im israelisch-palästinensischen Grenzgebiet gibt es viele davon. „Jeder Tote wird mit 100 gerächt“, skandieren die Intifada-Kämpfer, wenn sie einen im Kampf mit der israelischen Armee Gefallenen zu Grabe tragen. „Mit diesen Menschen kann man nicht leben“, sagen israelische Siedler auf der anderen Seite der Grenze. Und dann ist da Ismael Khatib. Sein Sohn wurde beim Spielen von israelischen Soldaten erschossen, weil sie sein Plastikgewehr für ein echtes hielten. Khatib entschließt sich dennoch, die Organe seines Sohnes israelischen Kindern zu spenden. Vom Moment dieser Entscheidung an bis zum ersten Treffen mit den Kinder, die dank der Organe seines Sohnes weiterleben, hat der Dokumentarfilmer Marcus Vetter Khatib begleitet. Mit der Handkamera folgt er ihm auf seiner Reise durch eine von endlosen Grenzzäunen, Gittern und Stacheldraht entstellte Landschaft.
„Das Herz von Jenin“ rüttelt leise am Weltbild
Das Warten in der sengenden Mittagshitze an den Checkpoints, Passierscheine, tiefgrüne, fruchtbare Hügel, Wüste. Es ist eine unwirklich anmutende Odyssee entlang der Küstenstraße am Toten Meer, die Ismael in die Wohnzimmer von Jüdisch-Orthodoxen, Drusen und Beduinen führt. Menschen, die sich sonst nie getroffen, nie miteinander gesprochen hätten. Dazwischen schneidet Vetter persönliche Videoaufnahmen, Ausschnitte von israelischen Fernsehnachrichten, Fotos – Bilder aus Khatibs Leben, das untrennbar mit der Geschichte dieses Landstrichs verbunden ist. „Mein Handeln hat die Israelis irritiert. Das ist etwas viel Größeres, als einen Soldaten zu töten. Glaubst du, es hat ihnen gefallen, was ich getan habe? Ich glaube es nicht“, sagt der ehemalige Initifada-Kämpfer einmal. Leise Zweifel hat er mit seinem Handeln gesät, an einem Weltbild, das vorher so unerschüttbar schien. (spa)