Zum Inhalt springen

Das fünfte Element (1997)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Wenn Autorenfilmer mit ebensoviel Ehrgeiz wie Kapital Fantasykino drehen, geht das nicht immer gut. David Lynch etwa fiel mit „Dune“ schwer auf die Nase. Luc Besson jedoch passiert das nicht. Mit dem „Fünften Element“ schießt der postmoderne französische Film dem Hollywoodkino von hinten durch die Brust ins Auge. Nicht nur, dass Besson nichts weniger als die Story vom Kampf zwischen Gut und Böse erzählt, er tut es auch wie ein James Cameron auf LSD – und läßt, wo er schon mal beim Klotzen ist, die Kostüme gleich von Gaultier entwerfen. Bessons Ideenpool ist tout Tinseltown, und keiner klaut so dreist wie er, keiner aber brezelt auch die Beute so charmant und elegant zu süffigen Hochglanzbildern auf. Sein berauschender Special-Effects-Reigen ist ein burlesker Mix aus – Luft holen – „Star Wars“, „Species“ „Totale Erinnerung“, „Diva“, dem Neuen Testament und „Stirb langsam“. Und heraus kommt eine Rocky Horror Fiction Show, wie man sie seit „Brazil“ nicht mehr gesehen hat. Die (unwichtige) Story: Im Jahr 2259 öffnet sich eine Spalte zwischen den Dimensionen, das Böse droht einzudringen und alles Leben im All zu vernichten.

„Das fünfte Element“ ist postmoderne Lust an Parodie und Plünderung

Rettung verheißen nur vier alte, die Elemente verkörpernde Wundersteine – in Koalition mit Leeloo (Milla Jovovich), einer Art Jesu Christa, die dem eigensinnigen Lufttaxifahrer Korben (Bruce Willis) zu- und bisweilen auch wegläuft. Beide geraten ins Visier des cholerischen Zorg (Gary Oldman), hitleresker Agent des Bösen hienieden, und seiner dämonischen Vasallen – darunter TripHop-Star Tricky in feiner feinen Nebenrolle. Klar, dass die Geschichte nur Plattform ist für Sintfluten an Effekten und ästhetischer Fantasie. Und Besson behält genug Übersicht, um sein SciFi-Märchen witzig und augenzwinkernd naiv zu erzählen: Wenn aus Restzellen eine Frau geklont wird, sind ihre Achseln praktischerweise gleich rasiert … Poesie ist natürlich nicht im Programm, doch uns fehlt in 126 Minuten Laufzeit die eine Sekunde, sie zu vermissen. Neben den spielfreudigen Stars glänzt vor allem der Prince persiflierende Komiker Chris Tucker mit der größten Travestieshow seit Frank‘n‘Furter. Ganz klar: „Das fünfte Element“ wird der nächste Kultfilm. Und auch deshalb verlegt Besson den Showdown, trunken von postmoderner Lust an Parodie und Plünderung –, ins Paradies. (mw)