Das Ende der Wahrheit (2019)
- Originaltitel Das Ende der Wahrheit
- Regie Philipp Leinemann
- DarstellerInnen
- Entstehungsjahr 2019
- Land Deutschland
- Filmlänge 105 min
- Filmstart 9.5.2019
- FSK 16
- Genres
Bewertung
Filminhalt
Demokratisch gewählte Regierungen, die demokratische Werte an Lobbyisten und Staaten verkaufen, die Terror finanzieren; Geheimdienste, die illegale Operationen durchführen und sich in Terror verstricken, anstatt ihn zu bekämpfen: Die Zweifel an und das Misstrauen gegenüber der Integrität von Politik und Nachrichtendiensten sind seit dem Krieg gegen den Terror und Edward Snowden sogar bis in Comicverfilmungen wie „The Return of the First Avenger“ (2014) vorgedrungen. Der deutsche Regisseur Philipp Leinemann hat in seinem Debütfilm „Wir waren Könige“ (2014) schon das Selbstverständnis der Exekutive in Form einer Polizeispezialeinheit hinterfragt. Nun wendet er sich in Form eines Polit- und Agententhrillers in der Tradition von „Die drei Tage des Condor“ oder „Syriana“ dem BND zu – ein packender Genrefilm mit einem gehörigen Schuss US-Klasse und angemessen viel Pessimismus. Agent Martin Behrens (Ronald Zehrfeld) erfährt von einem Aslybewerber den Aufenthaltsort eines Terrorführers am Hindukusch. Behrens’ Chefin (Chlaudia Michelsen) glaubt den Daten, Stableiter Rauhweiler (Axel Prahl) und Sachgebietsleiter Lemke (Alexander Fehling) bezweifeln die Belastbarkeit der Informationen.
Illegalen Waffengeschäften auf der Spur
Dennoch wird ein US-Drohnenangriff durchgeführt, bei dem die Zielperson und zahlreiche Zivilisten sterben. Kurz darauf aber wird Behrens Freundin, die Journalistin Aurice Köhler (Antje Traue), bei einem islamistischen Vergeltungsanschlag in München erschossen – oder war das Attentat nur Tarnung für einen Mord, weil Köhler illegalen Waffengeschäften auf der Spur war? Behrens, am Boden zerstört, kommen Zweifel. Und obwohl man ihn suspendiert, ermittelt er weiter, was die Firma Global Logistics mit dem BND und all dem zu tun hat … Leinemann kopiert nicht amerikanische Vorbilder, obwohl die Geschichte vom treuen Staatsdiener, der aus demokratischer Überzeugung zum Einzelkämpfer gegen die Institution wird und sich am Ende desillusioniert von seiner Aufgabe abwendet, nicht neu ist.
“Das Ende der Wahrheit“ setzt neue Maßstäbe
Er schafft mit einem deutschem Thema und deutschen Leinwandtypen etwas Eigenständiges; dicht und atmosphärisch inszeniert, bis in die kleinste Rolle hervorragend besetzt und gespielt – einen Thriller, der irgendwo zwischen den Serienklassikern „Homeland“ und „The Wire“ einen neuen Maßstab für deutsches Genrekino setzt. Wenn sich der bullige Behrens und der bebrillte Nerd Lehmke dann gegen ihre Bosse zusammentun, weht gar ein Hauch des Noir-Klassikers „L.A. Confidential“ über die Leinwand, wo Schläger Russell Crowe und Bürokrat Guy Pearce einen korrupten Polizeizirkel sprengten. Gegen Ende will Leinemann dann etwas zuviel in zu wenig Zeit, wird dadurch etwas konventionell – wohl auch, weil für seinen kritischen Film kaum Gelder und Drehtage zur Verfügung standen. Ein Armutszeugnis für die deutsche Filmlandschaft, die lieber Millionen in Konfektionsware steckt. Und man muss es so sehen: Dieser Stoff ist eigentlich gar kein Kinofilm – er ist eine herausragende Serie. Die jetzt nur noch gedreht werden muss! vs