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Charlatan (2020)

Charlatan (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Der Naturheiler Jan Mikolášek hat in den 50er-Jahren zahllosen Patient:innen geholfen. Doch das tschechoslowakische Regime hat ihn für seine unkonventionellen Methoden attackiert. Das Drama Charlatan basiert auf seinem Leben.

In Zeiten von Covid-19 klingt es wie ein Wunschtraum: Mit einem Blick auf den in Fläschchen abgefüllten Urin seiner Patient:innen kann Jan Mikolášek (Ivan Trojan) im Film Charlatan sehen, was sie plagt. Dann gibt er ihnen entweder eine patentierte Pflanzenmischung mit oder schickt sie direkt ins Krankenhaus. Wegen seiner unkonventionellen Methoden und seines Glaubens ist der Kräuterheiler der tschechoslowakischen Regierung der 1950er ein Dorn im Auge – obwohl er einst sogar den Präsidenten behandelt hat. Eines Nachts wird Mikolášek festgenommen: Er soll zwei Parteifunktionäre vergiftet haben.

Trotz des Titels stellt Regisseurin Agnieszka Holland („Hitlerjunge Salomon“) die Fähigkeiten ihres Protagonisten niemals in Frage: Mikolášek, der tatsächlich gelebt hat, war laut Charlatan mit einem fast übernatürlichen Talent gesegnet. Den von einem totalitären Regime verfolgten Wohltätigen haben wir in vielen Filmen gesehen, doch Hollands Biopic ist überraschend vielschichtig.

Ihr Mikolášek ist kein Heiliger, sondern ein abgründiger Mensch, dessen Zwang zum Heilen schnell in Zerstörungswut umschlägt, wenn er ihn nicht ausleben kann. Die verbotene Liebe zu seinem Assistenten František (Juraj Loj) zwingt ihn zu fragwürdigen Entscheidungen, und die Kinder seiner Schwester fürchten ihn. Die größte Stärke aber ist das Casting: Trojan und Loj machen die tragische Liebesgeschichte zum emotionalen Kern des Films. In den eingestreuten Rückblenden zu Mikolášeks Jugend wird dieser übrigens von Ivan Trojans Sohns Josef gespielt – und sieht so tatsächlich wie der junge Heiler aus. mj

  • Charlatan (Filmbild 4)
  • Charlatan (Filmbild 2)
  • Charlatan (Filmbild 3)
  • Charlatan (Filmbild 5)