Cars 3 – Evolution (2017)
Bewertung
Rennwagen Lightning McQueen möchte beweisen, dass er nicht zum alten Eisen gehört. Animation
Filminhalt
Hier ein paar Zahlen für die Autofahrer unter Ihnen und eine Frage: In Deutschland gibt es 45 Millionen Autos, jeder siebte Autofahrer gibt seinem Wagen einen Namen, so was wie Bärchen, Horst oder auch Knutschkugel. Aber: Rufen die mit Kosenamen versehenen PKWs auch dieselben Gefühle hervor, wie es ein anderer Mensch, ein Haustier oder eine Comicfigur tut? Wenn Sie diese Frage mit Ja beantworten, ist „Cars 3“ etwas für Sie, dann ist auch „Cars“ und „Cars 2“ etwas für Sie, ja, dann menscheln Sie wahrscheinlich auch mit Ihrer Werkzeugkiste. Dann brauchen Sie jetzt nicht weiterzulesen. Beantworten Sie dies aber mit Nein, dann fragen Sie sich vielleicht auch, wieso diese Animationsfilmreihe von Pixar überhaupt funktioniert und weltweit bisher über eine Milliarde Dollar eingefahren hat. Wer außer Kindern, die alles niedlich finden, was ein Gesicht hat, nimmt einer Karre schon menschliche Emotionen und Konflikte ab? Augen auf die geweißte Windschutzscheibe, ein Mund unter die Motorhaube, und fertig ist das anthropomorphisierte Wesen? „Cars 3“ jedenfalls folgt dieser schlichten Formel und spinnt die Geschichte des Rennwagens Lightning McQueen weiter wie Audi seine SUV-Produktlinie. Die Story bezieht ihren Kraftstoff aus der perfektionistischen Animation von Rennbahnen am Strand, im Nirgendwo und im Stadion und der von majestätischen Bergen und Wäldern dominierten Natur des amerikanischen Kernlandes.
„Cars 3“ ist wie der Abgasskandal bei VW
Doch so sehr Raseknubbel McQueen und seine km/h-Konsorten auch aufs Gaspedal drücken, Reifen quietschen, die Tachonadeln ekstatisch zucken und Motoren röhren wie metallene Hirsche: Die Geschichte des roten Renners und seiner Probleme mit den jüngeren, sprich: technoideren Boliden ist so langweilig wie das moderne, entindividualisierte Autodesign. Alles schon mal Probe gefahren, alles schon mal fürs Wochenende gemietet oder als Lebensabschnitts-Brummbrumm geleast. Um die hochgezüchtete, digitalisierte und auf Effizienz trainierte Jugend zu besiegen, muss der früh alt gewordene Traditionalist McQueen natürlich zurück zu seinen Wurzeln. Er muss mit den Reifen im Dreck wühlen, sich auf seine ureigenen Pferdestärken besinnen, die innere Kurbelwelle überwinden. In dieser geradezu restaurativen Moral sind Überraschungen nicht vorgesehen – bis auf eine Wendung am Schluss, die den Film mit 200 Sachen gegen die Begrenzungsmauer setzt. 105 Minuten mit allem tricktechnischen Pipapo getunte Handlung verpuffen dann schneller, als Sebastian Vettel über eine Ziellinie düst. „Cars 3“ ist wie der Abgasskandal bei VW – mit hohem Aufwand wird vertuscht, dass eigentlich fauler Zauber betrieben wird. vs