Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger? (2008)

„Burn after reading“ spielt in einem Washingtoner Menschenzoo voller Dummbeutel. Zu den Schwachmaten gehört der gefeuerte kleine CIA-Mitarbeiter Osbourne (John Malkovich), dessen Ehe ernsthaft kriselt (federführend beteiligt: Tilda Swinton). Eine CD mit Osbournes belanglosen Memoiren fällt zwei Fitnessclubangestellten (Frances McDormand, Brad Pitt) in die Hände, die so auf die blödste Idee ihres Lebens kommen: die CD erpresserisch zu versilbern. Der neurotische Verwaltungsangestellte Harry (George Clooney) hat ebenfalls ein Eheproblem, aber auch interessante Hobbys: Übers Web sucht er One-Night-Stands – und bastelt im Keller an einer Frauenfickmaschine. Ein ziemlich fieser Einfall der Coen-Brüder, denn sie parodieren so jene Omnipotenz, die dem sexiest man alive Clooney im wahren Leben zugeschrieben wird. Auch die anderen Stars lassen ihre realen Images durch den Kakao ziehen: Der lustvoll chargierende Pitt darf dümmlich sein, und John Malkovich persifliert die ihm zugeschriebene kühle Überlegenheit mit einem hundertfach gestammelten „What the fuck …?”

Für „Burn after reading“ reicht ein einziger Dialogsatz

Den Coens geht es um den Zustand der Zweierbeziehung in Zeiten des Internets, und sie erzählen das mit viel skurrilen Witz. Doch hinter der Komik lauert der Schrecken – und im Wandschrank der Tod. „Burn after reading“ ist ein Schauspielerfilm; manchmal setzen die Coens sogar den standardisierten Kamerarhythmus aus Schuss/Gegenschuss außer Kraft, damit wir die Mienenspiele der Darsteller länger genießen können. Irgendwann wenden sich die Kleinerpresser übrigens an die russische Botschaft, um ihre CD loszuwerden; sie haben nicht mitgekriegt, dass der Kalte Krieg Geschichte ist. Der Russe aber ist up to date. Er betrachtet die CD und fragt: „PC oder Mac?“ Kultfilme werden aus Skurrilitäten gebacken, und manchmal reicht ein einziger Dialogsatz, um einen Film auf diese Umlaufbahn zu schicken. (mw)