Brügge sehen… und sterben? (2008)
- Originaltitel In Bruges
- Regie Martin McDonagh
- DarstellerInnen
- Buch Martin McDonagh
- Entstehungsjahr 2008
- Land Großbritannien
- Filmlänge 107 min
- Filmstart 15.5.2008
- FSK 16
- Genres
Bewertung
Filminhalt
Popkultur und Hochkultur sind zwei Kräfte, die eigentlich nicht vereinbar sind. Doch hin und wieder schwingt sich der Pop auf in philosophische Höhen („Pulp Fiction“), und die Kunst wagt sich herunter in banalere Sphären („Das Schweigen der Lämmer“). Dabei kommen dann meistens Filme heraus, in denen sehr viel gemordet wird, und die Gewalt beweist sich als Bindeglied zwischen E und U. Merke: Im brutalsten Mörder kann ebenso gut ein Connaisseur stecken, wie im feinsten Geist ein Untier. Was passiert, wenn man eine populärkulturelle Geschichte an einem Ort der Hochkultur ansiedelt, zeigt das Spielfilmdebüt des Kurzfilm-Oscar-Gewinners Martin McDonagh. Zwei Profikiller, der Anfänger Ray (Colin Farrell) und der erfahrene Ken (Brendan Gleeson), sollen nach ihrem letzten Job untertauchen. Als der hippelige und suizidgefährdete Ray ihre Tarnung gefährdet, entscheidet ihr cholerischer Boss Harry (Ralph Fiennes), dass Ken den Querschläger beseitigen soll. Ken aber mag Ray … Der Reiz dieser typischen Gangstergeschichte liegt nicht nur in seinem schwarzen britischen Humor, sondern vor allem im Kontrast zwischen Handlung und Handlungsort.
„Brügge sehen… und sterben?“ – eine existenzialistische Mördermär
Harry hat Ray und Ken ins Weltkulturerbe Brügge nach Belgien geschickt, der besterhaltenen mittelalterlichen Stadt Europas, voller gotischer Architektur: Kirchen, Museen und malerische Grachten. Und während Ken neugierig den Reiseführer abarbeiten will, steht Pubgänger Ray ratlos vor den Gemälden von Michelangelo und Hieronymus Bosch … McDonagh hat den gesamten Film vor Ort in Brügge gedreht und verstärkt den Inhalt-Umfeld-Kontrast noch durch die Musik des Coen-Brüder-Hauskomponisten Carter Burwell, dessen klassischer Soundtrack Tragik und Melancholie weint. Als sich Brüggefan und Prinzipienreiter Harry aufmacht, um Ray selber zu erschießen, gerät alles in einen surrealen Strudel, und zu Kultur und Pop gesellt sich als dritte Kraft ihre Quersumme: die Gewalt. Was nur manchmal abdriftet in eine gewöhnliche Räuberpistole mit Toten und Todkomischem, begründet in Wahrheit ein ganz neues Genre: den Gaunerfilm für Gebildete, die existenzialistische Mördermär. Art Fiction- (vs)